Soziale Gerechtigkeit: Definition
Soziale Gerechtigkeit, oder auch Social Justice, bezeichnet eine generelle Gerechtigkeit für alle Lebewesen – unabhängig von der Hautfarbe, der finanziellen Situation, des Familienstandes, der Bildung, uvm. Es geht dabei vor allem darum, dass alle Menschen identische Chancen und Lebensbedingungen erhalten und somit niemand benachteiligt ist.
Definition „Gerechtigkeit“
Um den Begriff „Soziale Gerechtigkeit“ definieren zu können, sollten wir zunächst auf den Begriff „Gerechtigkeit“ eingehen. Gerechtigkeit meint ein staatliches und gesellschaftliches Verhalten, dass Allen gerecht wird. Um den Deutschlandfunk zu zitieren: „Gerechtigkeit ist eine Grundnorm des menschlichen Zusammenlebens. Ursprünglich bestimmt sie das, worauf die Menschen ein Recht haben.“ (15.06.2017).
Definition „gerecht“
Dabei steht der Begriff „gerecht“ häufig dafür, dass man nach geltendem Gesetz handelt oder dass man etwas fair handhabt oder beurteilt. Obwohl dadurch prinzipiell ein einheitliches Verständnis von Gerechtigkeit existieren müsste, hat jeder Mensch letztlich ein eigenes Empfinden für Gerechtigkeit.
Definition „sozial“
Das Adjektiv „sozial“ meint, sich für andere Lebewesen zu interessieren und sich einzufühlen. Synonyme sind „barmherzig“ oder „hilfsbereit“. Ein sozialer Mensch steckt für andere zurück, empfindet Empathie und hilft Anderen.
Soziale Gerechtigkeit: Dimensionen
Du musst nachsitzen, obwohl dein Sitznachbar bzw. deine Sitznachbarin bei Dir abgeguckt hat? Das ist nicht fair, oder? Nun, etwas komplizierter ist das Thema Soziale Gerechtigkeit schon. Teilen wir dieses große Thema erstmal in Unterthemen.
Die Dimensionen der sozialen Gerechtigkeit sind:
- Anerkennungsgerechtigkeit
- Verteilungsgerechtigkeit
- Befähigungsgerechtigkeit
- Verwirklichungsgerechtigkeit
1. Anerkennungsgerechtigkeit
Anerkennungsgerechtigkeit meint, dass alle Menschen ein Recht darauf haben, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Dabei ist entscheidend, dass diese Angebote, z.B. Vereine, bereits existieren und wahrgenommen werden können, aber nicht müssen. Die Menschen haben dabei die Möglichkeit, ihre Freizeit selbst mitzugestalten.
2. Verteilungsgerechtigkeit
Unter Verteilungsgerechtigkeit versteht man die faire Verteilung lebenswichtiger Ressourcen wie Geld und Güter, aber auch Aufmerksamkeit und gewidmete Zeit. Alle Menschen haben einen Anspruch darauf, in Sicherheit zu leben und sich wohl zu fühlen.
3. Befähigungsgerechtigkeit
Die Befähigungsgerechtigkeit ist vor allem für Kinder und Jugendliche wichtig. Im Begriff „Befähigungsgerechtigkeit“ steckt das Wort „fähig“. Und darum geht es hierbei auch – um die Möglichkeit, sich selbst zu befähigen. Dazu zählt ein faires Bildungssystem und eine Gesundheitsversorgung für Alle.
4. Verwirklichungsgerechtigkeit
Bei der Verwirklichungsgerechtigkeit geht es darum, sich selbst eigene Ziele zu setzen und diese auch angehen und letztlich einhalten zu können. Speziell bedeutet das, dass sich alle Menschen frei bewegen können, vor Gewalt geschützt werden und sich z.B. in einer Partei engagieren dürfen.
Soziale Gerechtigkeit kann jedoch auch anders aufgeteilt werden. Neben den bekannten Dimensionen sieht das dann wie folgt aus:
- Bedarfs-Gerechtigkeit
- Leistungs-Gerechtigkeit
- Generationen-Gerechtigkeit
- Chancen-Gerechtigkeit
Bedarfs-Gerechtigkeit
Hierbei geht es darum zu prüfen, wer wie viel braucht und warum. Ein Beispiel: Erwachsene mit Kindern erhalten Kindergeld. Erwachsene ohne Kinder nicht. In erster Linie könnte dies unfair erscheinen, aber Eltern haben auch viel mehr Ausgaben, in Form von Kleidung und Nahrung für die Kinder, aber auch Materialien für die Schule, die potentielle Freizeitbeschäftigung, uvm. So ist es nur gerecht, dass Eltern für die Belange ihrer Kinder eine finanzielle Zuwendung erhalten, die kinderlosen Erwachsenen nicht zusteht.
Leistungs-Gerechtigkeit
Hierbei gilt ein einfaches Modell: Wer bessere Arbeit leitstet, wird besser bezahlt. Dies kann man als unfair ansehen, denn auch wenn es viele gerne wollen, können nicht alle Menschen schnell und gut arbeiten. Dennoch wird diese Gerechtigkeit denen zuteil, die auf vieles andere in ihrem Leben verzichten, um besonders gute Arbeit zu leisten.
Generationen-Gerechtigkeit
Die Grundlage dieser Gerechtigkeit ist schnell erklärt: Jedem sollte es gut gehen dürfen. Es sollte unabhängig davon sein, welcher Generation diese Person angehört.
Chancen-Gerechtigkeit
Egal, welche Hauptfarbe, welcher Bildungsabschluss, welche Größe, welches Gewicht, welche Religion, ob eine Behinderung oder nicht oder wie viel Geld eine Person hat – ihr sollten die gleichen Chancen zuteil werden, wie jedem anderen Menschen auch.
Soziale Gerechtigkeit: Beispiele
Ein Beispiel für Soziale Gerechtigkeit ist das sogenannte „Starke-Familien-Gesetz“. Dieses besagt, dass einkommensschwache Familien vom Staat mehr unterstützt werden, als reichere Familien. Diese Unterstützung zeichnet sich aus durch finanzielle Zuwendungen für die Bildung, aber auch die Freizeitmöglichkeiten der Kinder.
Des Weiteren gehört zur sozialen Gerechtigkeit sicherzustellen, dass alle Menschen die gleichen Chancen erhalten. So ist ein körperlich behinderter Mensch, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, im Nachteil, wenn er auf eine öffentliche Schule ohne Fahrstuhl gehen muss.
Soziale Gerechtigkeit in der Bildung
Laut UNICEF wächst die Kinderarmut in Deutschland schneller als in anderen Ländern. Deshalb ist es umso wichtiger, an den richtigen Stellen zu unterstützen und so Soziale Gerechtigkeit zu schaffen. In mehreren Studien, darunter eine von der Bertelsmann Stiftung initiierte, wurde die Benachteiligung im Bildungssystem sozialschwacher Kinder angeprangert. Jedoch ist finanzielle Unterstützung nicht die einzige notwendige Hilfe. Auch Förderprogramme und Angebote zur Freizeitgestaltung sind essentiell.
Soziale Gerechtigkeit einfach erklärt
Das Bewusstsein für Gerechtigkeit existiert bei jedem Menschen und wird schon frühzeitig ausgebildet, auch bei dir. In den meisten Fällen erkennen wir Ungerechtigkeiten sofort und wollen diese schnellstmöglich aus der Welt schaffen. Bei Sozialer Ungerechtigkeit geht es jedoch häufig um Aspekte, die nicht sofort aus der Welt geschafft werden können. Und hierbei spielen u.a. Armut, Rassismus und körperliche sowie geistige Einschränkungen eine Rolle. Wir verstärken dies jedoch durch Vorurteile und wenig Engagement. Jeder Mensch kann dazu beitragen, soziale Gerechtigkeit herzustellen, in dem er oder sie täglich die Augen offen hält und sich aktiv daran beteiligt, andere Menschen zu unterstützen.
Situationen, in denen es nach sozialer Gerechtigkeit verlangt:
- Werden Andere in Deinem Umfeld aufgrund bestimmter Merkmale diskriminiert?
- Leisten Du und andere Personen die gleiche Arbeit, werdet aber unterschiedlich dafür entlohnt?
- Kennst Du eine Familie, die vielleicht mehr Unterstützung bräuchte, sich aber nicht traut, diese einzufordern?
- Ist Deine Schule behindertengerecht?
- Dein Verein schließt (eventuell auch unbewusst) Mitglieder aus, weil sie anders sind?
Falls dich das Thema interessiert, haben wir Dir hier noch weitere Artikel verlinkt. Dabei handelt es sich um zwei Studien, einen von der Rosa-Luxemburg Stiftung und einen von der Hans-Böckler Stiftung.
Pssst: Am 20.02. ist übrigens Tag der Sozialen Gerechtigkeit!