Die folgenden Stichpunkte bieten Dir eine erste, kurze Zusammenfassung des Werks:
- Werther, ein junger Jurist, zieht aufgrund von Erbschaftsangelegenheiten in eine Kleinstadt.
- Dort verliebt er sich in Lotte.
- "Die Leiden des jungen Werther" erschien 1774.
- Das Werk kann der Epoche des Sturm und Drang zugeordnet werden.
- Das Werk wird auch als erster klassischer Roman der deutschen Literatur bezeichnet.
Viele junge Männer konnten sich zur Zeit der Erscheinung des Romans mit der Hauptfigur Werthers identifizieren. Einige nahmen sich auch das Leben, allerdings kann heute nicht mehr rekonstruiert werden, wie viele Selbstmorde aufgrund Goethes Briefromans begangen wurden.
"Die Leiden des jungen Werther" – Zusammenfassung
Bezüglich der Zusammenfassung von "Die Leiden des jungen Werther" gilt festzuhalten, dass das Werk aus zwei Teilen besteht. Beide setzen sich hauptsächlich aus den Briefen zusammen, die Werther seinem Freund Wilhelm schickt.
Die nachfolgende Zusammenfassung von "Die Leiden des jungen Werther" gibt den wesentlichen Inhalt der beiden Teile wieder.
- Im ersten Teil berichtet Werther von seinem Aufenthalt in einem kleinen Ort.
- Der zweite Teil beginnt in einer neuen Umgebung.
- Werther kehrt jedoch bald zurück, um seiner Angebeteten wieder nah sein zu können.
Erster Teil
Der fiktive Herausgeber erklärt in einem Vorwort, dass er die Briefe Werthers an dessen Freund Wilhelm zusammengetragen hat. Für den/die Leser*in sind nur die Briefe, die Werther geschrieben hat, sichtbar. Die Antworten von Wilhelm werden nicht gezeigt.
Der fiktive Herausgeber ist eine Figur des Briefromans. Er hat die Briefe Werthers zusammengestellt und herausgegeben, ist an der Handlung selbst aber unbeteiligt. Am Ende des Romans wird seine Rolle in der Erzählung wichtiger, weil er die letzten Tage von Werthers Leben schildert.
Werther erkundet die neue Umgebung
Im ersten Brief, der auf den 04. Mai 1771 datiert ist, beschreibt Werther seine Ankunft in der kleinen Stadt, in die er aufgrund von Erbschaftsangelegenheiten seiner Mutter gezogen ist. Die Stadt bleibt über das gesamte Werk hinweg namenlos.
- Werther schreibt in seinem Brief an Wilhelm, dass er froh und erleichtert ist, seine Heimatstadt endlich verlassen zu haben.
- Der Umzug hat nämlich zur Auflösung einer Liebschaft geführt, an der er nicht mehr interessiert war.
- Von der Stadt selbst hält Werther nicht viel.
- Allerdings ist er von seinen täglichen Spaziergängen angetan und macht erste Bekanntschaften mit den Einwohnern.
- Obwohl er sie für oberflächlich hält, gefällt es ihm, sie zu beobachten.
Werther berichtet am 17. Mai von seiner Begegnung mit einem verwitweten Amtmann, mit dem er sich gut versteht. Er beginnt, Ausflüge in das nahegelegene Dorf Wahlheim zu machen. Dort beobachtet er ebenfalls Menschen, die er währenddessen abzeichnet. Zudem liest er in Homers "Odyssee".
Werther lernt Lotte kennen
Im Juni lernt Werther schließlich Lotte kennen, von der er sofort begeistert ist.
- Lotte ist die älteste Tochter des Amtmanns und kümmert sich seit dem Tod der Mutter um ihre acht jüngeren Geschwister.
Als sich die beiden auf dem Weg zu einem Ball in der Kutsche unterhalten, erzählt Lotte, dass sie verlobt ist, worauf Werther aber nicht reagiert.
Erst als die beiden miteinander tanzen und eine Frau scherzhaft zu Lotte sagt, dass sie an Albert (ihren Verlobten) denken solle, trifft Werther die Information sehr schwer und er bringt die gesamte Gesellschaft in Aufruhr (Brief vom 16. Juni).
- Werthers Gefühle für Lotte reißen nach dem Ball nicht ab, sondern werden immer intensiver.
- Er besucht sie sooft es ihm möglich ist und freundet sich auch mit ihren kleinen Geschwistern an (Brief vom 29. Juni).
- In den Briefen gesteht er nun auch gegenüber Wilhelm ein, verliebt zu sein, in der Hoffnung, dass Lotte trotz ihrer Verlobung dasselbe für ihn empfindet (Briefe vom 8. und 13. Juli).
Nachdem Werther immer häufiger die Nähe von Lotte sucht und er bereits einigen Personen in ihrem Umfeld aufgefallen ist, bekommt er sowohl von Wilhelm als auch von seiner Mutter den Ratschlag sich zurückzuhalten. Er schlägt diese Einwände allerdings aus und berichtet am 30. Juli, dass er versucht, Lotte weiter täglich zu sehen.
Albert kehrt zurück
Am 30. Juli berichtet Werther auch von der Rückkehr von Lottes Verlobten Albert. Werther beschreibt Albert als ruhig, während er selbst ruhelos ist. Werther besucht Lotte weiterhin oft, doch realisiert er die Aussichtslosigkeit seiner Liebe mit fortschreitender Zeit.
Werther unterhält sich des Öfteren mit Albert und stellt Meinungsdifferenzen zum Thema Selbstmord fest. Während Albert die Entscheidung zum Selbstmord als Schwäche sieht und grundlegend ablehnt, findet Werther, dass Suizid in manchen Situationen eine nachvollziehbare Handlung ist.
Die Natur, die Werther zuvor sehr schätzte, kann er mittlerweile nicht mehr genießen. Er leidet sehr unter seiner aussichtslosen Liebe für Lotte und beschließt fortzugehen. Er verlässt Wahlheim und damit auch Lotte ohne sich zu verabschieden.
Handlungsübersicht des ersten Teils
Zweiter Teil
Der zweite Teil des Romans beginnt mit einem Brief vom 20. Oktober 1771, über einen Monat nach Werthers letzten. Mittlerweile arbeitet er in einem neuen Ort für einen Gesandten, den er aufgrund seines engstirnigen Charakters nicht mag. Obwohl Werther sich mit der Gesamtsituation unwohl fühlt, nimmt er sich vor, die Situation weiterhin auszuhalten. Am 26. November berichtet er, dass er sich durch seine Arbeit von Lotte ablenken kann. Außerdem macht er viele neue Bekanntschaften, unter anderem mit einem Grafen.
Der Konflikt mit den Adligen
Bereits einen Monat später, am 24. Dezember, klagt er über Probleme mit dem Gesandten sowie über die Verhaltensweisen der Adeligen.
- Er lernt das Fräulein von B. kennen, eine junge Adelige, die ihm sympathisch ist.
- Ihre leichte Ähnlichkeit zu Lotte löst erneute Sehnsucht in ihm aus, wie er Lotte am 20. Januar 1772 in einem Brief mitteilt.
- Im Februar erfährt Werther zu seinem Bedauern, dass Lotte und Albert bereits geheiratet haben.
Im März ist Werther bei dem Grafen eingeladen. Bei seinem Besuch verpasst er den richtigen Zeitpunkt, um als Bürgerlicher den Raum zu verlassen, bevor die Adeligen eintreffen. Nachdem er unter anderem durch Fräulein von B. erfährt, dass er in der Gesellschaft der Adeligen unbeliebt scheint, kündigt Werther sein Arbeitsverhältnis mit dem Gesandten und plant auf Einladung eines Fürsten, den Frühling bei diesem zu verbringen. Vor seiner Reise plant er auch einen kurzen Abstecher zu seinem Geburtsort.
Werther verlässt seine Arbeitsstelle
Am 9. Mai hat Werther seinen Geburtsort bereits besucht und schwelgt in Erinnerungen. Als er bei dem Fürsten ankommt, ist er zuversichtlich, dass es ihm dort gefallen wird. Nach einem Monat gefällt es ihm dort jedoch nicht mehr und er beschließt wenig später abzureisen. Werther spielt mit dem Gedanken, Kriegsdienst zu leisten, verwirft diese Idee aber schnell wieder. Stattdessen entscheidet er sich dazu, Lotte zu besuchen.
- Werther kehrt nach Wahlheim zurück und verbringt erneut viel Zeit bei Lotte.
- Die ist aber nun mit Albert verheiratet, was Eifersucht in Werther auslöst.
- Er kann sich nicht von der Idee einer Beziehung mit Lotte lösen.
- Lotte reagiert kritisch auf die Gefühle des jungen Werther.
- Dieser fühlt sich ohne Lotte leer und verliert immer mehr seinen Lebenswillen.
Die letzten Tage
Ab dem 7. Dezember werden die Geschehnisse von dem fiktiven Herausgeber geschildert, der sich auf die Beschreibungen der Personen beruft, die Werther in seinen letzten Lebenstagen nahestanden. Es sind noch einige Briefe von Werther selbst eingefügt, allerdings werden diese von dem Herausgeber inhaltlich eingeordnet.
Auf Alberts Wunsch hin, macht Lotte Werther klar, dass er die häufigen Besuche unterlassen und besonders über Weihnachten fernbleiben soll.
- Werther besucht Lotte an Heiligabend dennoch.
- Sie sind alleine und Werther liest ihr vor.
- Lotte beginnt zu weinen, weil sie wegen Werther emotional verwirrt ist.
- Daraufhin umarmt und küsst Werther sie, worauf Lotte abweisend reagiert.
- Sie schickt ihn weg und schließt sich in ihrem Zimmer ein.
- Werther ist durch Lottes Handeln verwirrt, ist sich ihrer Liebe für ihn aber dennoch sicher.
Am nächsten Tag schreibt Werther seinen Abschiedsbrief für Lotte, da er endgültig beschlossen hat, sich mit einer von Alberts Pistolen umzubringen. Da er an Lottes Liebe glaubt, möchte er im Jenseits auf sie warten. Am 23. Dezember 1772 schießt er sich in den Kopf, stirbt aber erst am Mittag des nächsten Tages an den Folgen der Verletzung.
- Lotte ist von der Nachricht zutiefst schockiert und fällt in Ohnmacht.
- Werther wird in Wahlheim beerdigt.
- Aufgrund seines Selbstmordes erscheint kein Pfarrer zur Beisetzung.
Suizid war bis ins 19. Jahrhundert in den meisten Regionen illegal. Der Selbstmord ist zwar auch heute ein stark tabuisiertes Thema, allerdings galt er besonders aus christlicher Sicht noch lange als Sünde. Das Gebot "Du sollst nicht töten" wurde seit Augustin (ca. 4. Jahrhundert) auch auf den Freitod bezogen. Manche sehen es weiterhin als Sünde an, andere betrachten Selbstmord als tödlichen Ausgang einer schweren psychischen Erkrankung und damit nicht als Sünde.
Handlungsübersicht des zweiten Teils
"Das Leiden des junges Werther" – Figurenkonstellation
In dieser umfassenden Figurenkonstellation erhältst Du noch einmal einen Überblick über die wichtigsten Figuren und deren Beziehung zueinander:
Figurenkonstellation im "Werther"
"Die Leiden des jungen Werther" – Charakterisierung
Die Charakterisierung von "Die Leiden des jungen Werther" zeigt, dass das Werk zum Großteil aus Werthers Briefen besteht. Als Hauptfigur steht dieser im Mittelpunkt. Durch seine subjektive Art des Erzählens kann er allerdings nicht als zuverlässiger Erzähler angesehen werden.
Dadurch basieren auch die Charakterisierung von Lotte und Albert auf Werthers subjektiver Wahrnehmung. Diese kann erst zum Schluss aufgebrochen werden, wenn der fiktive Herausgeber Werthers letzte Lebenstage zusammenfasst.
"Die Leiden des jungen Werther"– Werther
Werther ist ein junger Jurist, der sich besonders durch seine subjektive Weltsicht und seine Ichbezogenheit auszeichnet. Er sucht nach Freiheit und stellt seine emotionale Wahrnehmung der Welt dabei über die Rationalität.
- Dies wird besonders deutlich, wenn er sich selbst eingesteht, wie ein Kind zu handeln.
- Er schlägt den Ratschlag von Wilhelm und seiner Mutter, sich gegenüber Lotte zurückzuhalten, ab.
- Er fühlt sich sehr mit der Natur verbunden und drückt sich durch Kunst, wie das Zeichnen, aus.
- Auch dabei steht seine tiefe Emotionalität an erster Stelle.
- Das Zeichnen gibt er auf, weil sein Talent nicht ausreicht, um alle Empfindungen auszudrücken, die er in sich spürt.
Werther betont häufig sein Herz, das für sein Handeln die wichtigste Instanz ist. Durch die Liebe zu Lotte beginnt er schnell, alles andere zu vergessen. Er kann selbst mithilfe von räumlichem Abstand dieser emotionalen Notlage nicht mehr entkommen.
Erst am Ende des zweiten Teils erhält der Leser eine Außenperspektive auf Werther, wenn der fiktive Herausgeber die letzten Tage des Protagonisten beschreibt. Der Herausgeber hat von den Geschehnissen von den Personen erfahren, die mit Werther zum Schluss in Kontakt standen.
- Zu dem Zeitpunkt befindet sich der Protagonist bereits an seinem psychischen Tiefpunkt.
- Seine Handlungen werden für die anderen Figuren immer belastender.
- Werther kann bloß noch an seine tiefe Liebe für Lotte und die Verzweiflung über deren Scheitern denken.
- Seine Suizidgedanken verstärken sich.
"Die Leiden des jungen Werther" – Lotte
Lotte entspricht in ihrer persönlichen Beschaffenheit dem Gegenteil des ichbezogenen Werthers. Sie kümmert sich nach dem Tod ihrer Mutter um ihre acht jüngeren Geschwister. Auch in anderen Situationen wird ihr Gemeinschaftssinn und ihre Gabe dazu deutlich, angespannte Situationen aufzulösen.
- Lotte lenkt etwa die von einem Gewitter verängstigte Ballgesellschaft durch Spiele ab.
- Sie hat einen Sinn für Künstlerisches, wie Musik oder Literatur.
- Lotte ist hin- und hergerissen.
- Sie hat zwar Gefühle für Werther, diese sind allerdings nicht so tiefgehend wie die, die Werther ihr gegenüber empfindet.
- Zur gleichen Zeit liegt ihr viel daran, ihre Verlobung und später ihre Ehe mit Albert zu schützen.
- Dadurch sieht sie sich gezwungen, Werther immer deutlicher abzuweisen.
- Sie ahnt, dass Werther sich etwas antun wird.
- Sie befürchtet, dass sowohl die Auflösung als auch die Weiterführung der Freundschaft die Suizidgedanken von Werther befördern würden.
- Werthers Selbstmord am Ende des Romans berührt Lotte sehr tief.
- Der Herausgeber gibt sogar an, dass ihr Nahestehende auch um ihr Leben gefürchtet hätten.
"Die Leiden des jungen Werther" – Albert
Obwohl Albert bereits als Verlobter von Lotte vorgestellt wird und dadurch einen Rivalen für Werther darstellt, fällt Werthers Urteil gegenüber ihm zuerst sehr milde aus. Werther beschreibt ihn als ruhigen und zielstrebigen Mann. Das sind zwar Eigenschaften, die der stürmische Werther eigentlich nicht besonders schätzt, dennoch werden sie bezogen auf Albert als positiv dargestellt.
- Die beiden Männer nähern sich zunächst freundschaftlich an.
- Die Freundschaft hält dabei über den größten Teil der Handlung, trotz einiger Unstimmigkeiten, an.
- Sie zerbricht am Ende durch Werthers distanzloses Verhalten gegenüber Lotte.
- In der ersten Auseinandersetzung der beiden Männer werden die Unterschiede bereits deutlich.
- Werther findet, dass zur moralischen Beurteilung eines Selbstmordes die individuelle Situation des Menschen betrachtet werden muss.
- Albert lehnt Suizid prinzipiell ab.
- Werther findet, dass die subjektive Wahrnehmung wichtiger als gesellschaftlich verankerte Moralvorstellungen ist.
- Im Gegensatz dazu hält Albert an dieser Moral fest.
Auch nach dem Bruch zwischen Albert und Werther bleibt Alberts Verhalten bedacht und rational. Er vermeidet es, mit seiner Frau über Werther zu sprechen. Albert bittet Lotte zwar darum, den Kontakt zu Werther abzubrechen, allerdings bleibt er auch ruhig, als er von weiteren Treffen Lottes mit dem Freund erfährt.
Auf die Bitte Werthers hin, ihm seinen Revolver zu leihen, gibt Albert die Waffe dem Bediensteten ohne Nachfragen. Da Albert zuvor deutlich gesagt hat, dass er nicht daran glaubt, dass Werther sich wirklich umbringen würde, kann auch das als Zuvorkommen verstanden werden.
"Die Leiden des jungen Werther" – Analyse
Die Analyse von "Die Leiden des jungen Werther" zeigt, dass das Werk eine gefühlsbetonte und subjektive Sprache aufweist. Die Sprache weist zudem viele Exklamationen, also Ausrufe, auf.
In der folgenden Tabelle findest Du einige gängige sprachliche Merkmale, die in "Die Leiden des jungen Werther" auftreten. Neben Beispielen erhältst Du Informationen zur Wirkung der Sprache.
Die Sprache in "Die Leiden des jungen Werther" | ||
Sprachliche Merkmale | Beispiel | Wirkung |
blumige Sprache | "Übrigens befinde ich mich hier gar wohl. Die Einsamkeit ist meinem Herzen köstlicher Balsam in dieser paradiesischen Gegend, und diese Jahreszeit der Jugend wärmt mit aller Fülle mein oft schauderndes Herz. Jeder Baum, jede Hecke ist ein Strauß von Blüten, und man möchte zum Maienkäfer werden, um in dem Meer von Wohlgerüchen herumschweben und alle seine Nahrung darin finden zu können."1 |
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Halbsätze/Kraftausdrücke | "Der Gesandte macht mir viel Verdruß, ich habe es vorausgesehen. Er ist der pünktlichste Narr, den es nur geben kann; Schritt vor Schritt und umständlich wie eine Base; ein Mensch, der nie mit sich selbst zufrieden ist, und dem es daher niemand zu Danke machen kann."1 |
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emotional aufgeladene Sprache | "Mein Freund! wenns dann um meine Augen dämmert, und die Welt um mich her und der Himmel ganz in meiner Seele ruhn wie die Gestalt einer Geliebten — dann sehne ich mich oft und denke: ach könntest du das wieder ausdrücken, könntest du dem Papiere das einhauchen, was so voll, so warm in dir lebt, daß es würde der Spiegel deiner Seele, wie deine Seele ist der Spiegel des unendlichen Gottes! — Mein Freund — Aber ich gehe darüber zugrunde, ich erliege unter der Gewalt der Herrlichkeit dieser Erscheinungen."1 |
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Der Briefroman war im 18. Jahrhundert bereits verbreitet. Allerdings ist die monologische Art, in der "Die Leiden des jungen Werther" geschrieben ist, vollkommen neu. Diese Form erzeugt beim Leser auch den Anschein, dass die Briefe an ihn persönlich gerichtet sind. Dadurch wirkt das Schicksal des Protagonisten näher.
- Die subjektive und emotionale Sprache wie auch die Form des Monologs haben ihren Ursprung im Sturm und Drang.
- Die Autoren dieser Epoche wehrten sich gegen gesellschaftliche Verhaltensnormen und versuchten, diese aufzubrechen.
- Auch wollten sie literarisch neue Wege bestreiten.
- Im Mittelpunkt stand dabei der Geniegedanke.
- Nach diesem trägt der Mensch eine schöpferische Begabung in sich und muss dieser nur freien Lauf lassen.
- Im Mittelpunkt stand dabei der Geniegedanke.
- Auch Werther spricht häufig von seinen inneren Emotionen, die er im Schreiben oder Malen künstlerisch versucht umzusetzen.
Die Regelmäßigkeit der Briefe hängt mit der psychischen Verfassung Werthers zusammen. In Zeiträumen, in denen sich Werther in einer besonders euphorischen oder verzweifelten Phase befindet, erreichen Wilhelm die Briefe in unregelmäßigeren Abständen. In Phasen, in denen Werthers Zustand stabil scheint, schreibt Werther seine Briefe regelmäßiger.
"Die Leiden des jungen Werther" – Interpretation
Die Interpretation von "Die Leiden des jungen Werther" lässt verschiedene Deutungsansätze zu. Da der Briefroman aus Werthers Sichtweise verfasst ist, basieren mögliche Interpretationen auf seinen Beziehungen, Emotionen und Ansichten.
- Werther vereint als emotionaler, irrationaler Mensch viele Ansätze der Epoche Sturm und Drang in sich.
- Er entspricht nicht den damaligen gesellschaftlichen Normen eines rational handelnden Mannes.
- Diesen verkörpert Albert als Gegenstück zu Werther.
- Wie genau der Charakter von Werther einzuschätzen ist, kann unterschiedlich beurteilt werden:
- Werther kann sowohl als sehr emotional und leidenschaftlich gesehen werden,
- aber auch als stark auf sich fixiert, also narzisstisch.
- So handelt er in seiner Liebe vor allem nur nach seinen Bedürfnissen und achtet nicht auf Lotte.
Werther ist als tragischer Held eine typische Figur für den Sturm und Drang. Die jungen Literaten der Epoche verehrten Helden, die an der Welt verzweifelten und schließlich daran zugrunde gingen. So z. B. auch Prometheus aus der griechischen Mythologie.
- Die Geschichte Werthers kann literarisch als eine sogenannte Heldenreise bezeichnet werden.
- Dabei geht es um einen Helden, der sich in der Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner Umwelt persönlich weiterentwickelt.
- In den literarischen Werken des Sturm und Drang endet so eine Reise zumeist tragisch.
- Die Figur Werther zeigt, dass er sich in der Umgebung vieler Menschen aufgrund ihrer Denk- und Verhaltensweisen unwohl fühlt.
- Er sucht nach Freiheit, die im vorherrschenden Feudalismus und der Ständegesellschaft nicht findbar ist.
- Werthers Selbstmord kann ein Zeichen dafür sein, dass er sich von den moralischen Normen löst und seine eigenen Freiheitsvorstellungen umsetzt.
Symbol der Natur
Die Natur nimmt im Roman eine wiederkehrende und wichtige Rolle ein.
- Die Natur kann die Gefühle und die psychische Verfassung des jungen Werther widerspiegeln.
- Es wird deutlich, dass die Natur ihm einen Ort der Zuflucht und Inspiration bietet und seine Sehnsucht nach Freiheit stillt.
- In den anfänglichen Briefen ist Frühling und Werther geht es noch gut, besonders in der Natur.
- Am Ende ist Winter, Werther findet selbst in der Natur keine Freude mehr und empfindet sie als ernüchternd.
Die Gattung des Romans
Zur Zeit der Erscheinung von "Die Leiden des jungen Werther" galten Romane nicht als ernst zu nehmende Literatur. Der Roman war die Gattung, die von jungen Menschen zwar viel gelesen wurde, allerdings galt sie als anspruchsloser als Dramen oder Lyrik. In "Die Leiden des jungen Werther" ist es Goethe jedoch gelungen, vielschichtige und psychologische Figuren darzustellen.
- Durch die Briefe kann Werther seine Empfindungen ausdrücken und seine Gedanken beschreiben.
- Dadurch kann auch die starke Empfindsamkeit, die im Sturm und Drang modern war, wiedergegeben werden.
Die Form des Briefes hatte zu der damaligen Zeit noch eine weitere Bedeutung.
- Aufgrund der Empfindsamkeit der jungen Generation wurden Briefe nicht nur privat in großen Mengen geschrieben, sondern auch häufig in größeren Kreisen laut gelesen.
- Dadurch war die Gattung des Briefromans besonders an der Alltagswelt der jungen Menschen orientiert.
Dadurch, dass der/die Leser*in nur die Briefe von Werther lesen kann, ist der Roman gleichzeitig auch sehr einseitig und subjektiv. Dies kann ebenfalls auf die Epoche des Sturm und Drang zurückgeführt werden, in der die Emotionen einer einzelnen Person als gesamte Welt dargestellt werden. Es geht nicht darum, die Handlung objektiv oder aus verschiedenen Perspektiven darzustellen, sondern die Emotionalität über die Objektivität zu erheben.
"Die Leiden des jungen Werther" – Epoche
"Die Leiden des jungen Werther" ist der Epoche des Sturm und Drang zuzuordnen. "Die Leiden des jungen Werther" ist eines der wichtigsten Werke der Epoche Sturm und Drang.
Der Sturm und Drang (ca. 1765-1785) ist eine literarische Epoche, die aus der Aufklärung entstanden ist. Die aufklärerischen Philosophen wie Immanuel Kant beriefen sich stark auf die Vernunft des Menschen und forderten zum rationalen Denken auf. Die Literatur des Sturm und Drang stellt dem die Betonung des Emotionalen entgegen, wie auch den Wunsch nach Selbstverwirklichung einer jungen Generation.
Die Figur des Werthers, der aus reiner Emotionalität heraus handelt, kann als Paradebeispiel der Grundsätze der Literatur des Sturm und Drang angesehen werden.
- Rein rational ist Werther sich dessen bewusst, dass er mit seinem Verhalten nicht zu seinem Ziel gelangen wird.
- Allerdings ist er nicht dazu in der Lage, seine Handlungen danach auszurichten.
- Auch die vielen Beschreibungen der Natur stehen exemplarisch für die literarische Epoche.
Der Gedanke des Pantheismus war ein zentrales Element des Sturm und Drang. Nach dieser Vorstellung ist alles in der Welt eine Erscheinungsform Gottes, auch das Weltall ist mit Gott gleichzusetzen.
- Der Geniekult geht zudem auf diese Vorstellung zurück.
- Wenn Gott in allem (also auch in jedem Menschen) existiert, dann sind auch die Menschen zu göttlichen Schöpfungen (künstlerischen Werken) fähig.
- Diese Einstellungen begründen die Skepsis gegenüber Autoritäten und auch die starke Ichbezogenheit, die sich beide bei Werther finden lassen.
Der Sturm und Drang war eine Protestbewegung einer jungen Generation von Literaten. Sie stellten sich gegen die Ideale der europäischen Aufklärung und lehnten die reine Rationalität ab. Die Emotionalität des Menschen hatte für sie einen sehr viel höheren Stellenwert, als für die Anhänger der Aufklärung.
Einen wichtigen Protest teilten die beiden Strömungen aber miteinander: Sowohl die Aufklärer als auch die Stürmer und Dränger kritisierten das Feudalsystem der damaligen Zeit scharf.
- Die Unterteilung der Gesellschaft in adlige und bürgerliche Menschen lehnten sie ab.
- Sie stellten sich gegen die adligen Autoritäten.
- Diese Auflehnung kann man in "Die Leiden des jungen Werther" erkennen, als Werther beim Grafen den Zeitpunkt verpasst, als bürgerlicher Gast die Veranstaltung zu verlassen.
Rezeption des Werks
"Die Leiden des jungen Werther" löste mit seiner Erscheinung sehr kontroverse Reaktionen aus. So wurde der Roman zum ersten Bestseller der deutschen Literaturgeschichte, galt aber auch als Mitauslöser der sogenannten "Lesesucht".
Die "Lesesucht" bezeichnet eine Debatte im späten 18. Jahrhundert, die sich um die massenhafte Lektüre von vermeintlich moralisch gefährlicher Literatur in der Jugend drehte.
"Die Leiden des jungen Werther" war besonders unter den Jugendlichen des späten 18. Jahrhunderts populär und sogar die Kleidung des Protagonisten wurde zur Mode. Viele hielten das viele Lesen der Jugend für eine gefährliche Entwicklung.
"Die Leiden des jungen Werther" wurde von vielen begeistert gelesen, allerdings von bürgerlicher und besonders kirchlicher Seite stark kritisiert.
- Ein Kritikpunkt war, dass der Protagonist des Romans versuchte, die Ehe seiner Angebeteten zu stören oder sogar zu beenden.
- Die größere Kontroverse drehte sich allerdings um die angebliche Verherrlichung des Selbstmords.
- In einigen Regionen wurde das Werk deshalb verboten.
- Viele berühmte Persönlichkeiten dieser Zeit, wie auch Lessing, äußerten sich kritisch.
Bis heute kontrovers diskutiert sind die im Kontext des Werks stehenden Selbstmorde. Wie häufig eine solche Nachahmung stattfand, ist umstritten, allerdings ist der sogenannte "Werther-Effekt" noch heute für die Berichterstattung über Selbstmorde wichtig.
- Der Effekt beschreibt das Phänomen, dass nach der Veröffentlichung der Suizidbeschreibungen ein Anstieg der Selbstmordraten in der Gesellschaft verzeichnet wird.
- So entfachte "Die Leiden des jungen Werther" zum ersten Mal eine Debatte über die Verantwortung, die mit der Veröffentlichung von solchen Beschreibungen einhergeht.
Johann Wolfgang Goethe – "Die Leiden des jungen Werther"
Der Autor von "Die Leiden des jungen Werther", Johann Wolfgang von Goethe, wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren und verstarb 1832 in Weimar. Er gilt bis heute als einer der bedeutendsten Literaten Deutschlands.
- Bereits sein Erstlingswerk "Götz von Berlichingen" wurde ein deutschlandweiter Erfolg.
- Seine ersten Werke sind der Epoche des Sturm und Drang zuzuordnen.
- Seine späteren Dichtungen fallen in die Epoche der Weimarer Klassik.
- Goethe war auch in politischen Ämtern tätig.
- Er befasste sich mit naturwissenschaftlichen Themen, wie der Farbenlehre.
Die Leiden des jungen Werther — Das Wichtigste
- Johann Wolfgang von Goethe – "Die Leiden des jungen Werther": Das Werk erschien 1774 im Kontext der Aufklärung.
- "Die Leiden des jungen Werther" Zusammenfassung: Da Werther hoffnungslos in Lotte verliebt ist und die Beziehung keine Zukunft hat, nimmt Werther sich das Leben.
- Er ist grundsätzlich eine sehr emotionale Person, die entgegen den gesellschaftlichen Normen handelt.
- "Die Leiden des jungen Werther" – Epoche: Sturm und Drang
- "Die Leiden des jungen Werther" – Analyse: Das Werk ist in zwei Teile aufgeteilt und umfasst Briefe vom 4. Mai 1771 bis zum 23. Dezember 1772.
- "Die Leiden des jungen Werther" – Charakterisierung:
- Werther:
- Hauptcharakter, der die Briefe verfasst und an seinen Freund Wilhelm schickt
- junger Jurist
- subjektive Weltsicht
- Ich-bezogen
- freiheitssuchend
- emotionale Weltwahrnehmung
- naturverbunden
- verliebt in Lotte
- befürwortet Suizid
- begeht Suizid
- Lotte:
- Gegenteil von Werther
- kümmert sich nach dem Tod ihrer Mutter um ihre acht Geschwister
- Gemeinschaftssinn
- Sinn für Musik und Literatur
- mit Albert verlobt
- hat Gefühle für Werther
- weist Werther ab
- Albert:
- ruhig und zielstrebig
- verlobt mit Lotte
- zunächst mit Werther befreundet
- lehnt Suizid ab
- bedacht und rational
- Werther:
- "Die Leiden des jungen Werther" – Interpretation: Der Briefroman erfüllt viele Kriterien der Sturm und Drang Epoche. So zeigt sich darin die wichtige Rolle der Natur, die unter anderem Werthers psychischen Zustand wiedergibt.
Nachweise
- Goethe (2013): Die Leiden des jungen Werther. Reclam Verlag.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Die Leiden des jungen Werther
Warum schrieb Goethe "Die Leiden des jungen Werthers?"
Goethe schrieb "Die Leiden des jungen Werther" vermutlich, weil er viele Schlüsselthemen der Epoche Sturm und Drang thematisiert. Auch sind einige biografische Parallelen zu Goethes Leben zu erkennen, die ihm zu der Verfassung des Romans motiviert haben könnten.
Welche Epoche ist "Die Leiden des jungen Werther"?
Die Epoche von "Die Leiden des jungen Werther" ist die des Sturm und Drang. Das Werk erschien 1774, die Epoche des Sturm und Drang dauerte von 1765 bis 1785 an.
Wie stirbt der Werther?
Werther stirbt an Verletzungen durch eine Schusswunde am Kopf, die er sich selbst zugefügt hat. Er begeht also Selbstmord.
Wann wurde "Die Leiden des jungen Werther" geschrieben?
"Die Leiden des jungen Werther" wurde 1774 geschrieben und im selben Jahr im März veröffentlicht.
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