Eusozialität

Als Eusozialität wird im Tierreich das soziale Verhalten von Individuen in einem sogenannten Staat bezeichnet. Wichtige Aspekte sind dabei eine klare Rangordnung und eine feste Unterteilung von Aufgaben. Zu den anfallenden Aufgaben zählen dabei bspw. die Begattung, die Brutpflege, der Nestbau, die Feindabwehr oder die Führung einzelner Gruppen.

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Inhaltsangabe

    Eusozialität stammt vom griechischen Wort eu = "gut" und dem lateinischen socialis = "kameradschaftlich".

    Eusozialität Definition

    Eusozialität bezeichnet soziale Verhaltensweisen aus dem Tierreich, von Tierarten, die gemeinsam in einem Staat leben.

    Eusozialität Bedeutung

    Eusozialität setzt ein relativ hohes Maß an Altruismus voraus. Damit ist das uneigennützige Verhalten eines Individuums zum Wohle anderer gemeint. In einer eusozialen Gemeinschaft sollte also nicht zum eigenen Nutzen gehandelt werden, sondern nur zum Wohle aller. Die Bildung von Staaten und damit auch die Eusozialität gilt im Tierreich als eine vorteilhafte evolutionäre Strategie.

    Von Eusozialität wird in der Regel nur im Tierreich gesprochen. Dabei handelt es sich um die höchste Form von Sozialverhalten abseits vom Menschen. Bei Menschen wird hingegen von sozialen Individuen gesprochen – denn der Mensch selbst ist oftmals ziemlich egoistisch, auch wenn er ebenfalls ein hohes Maß an Altruismus vorweist.

    Ein Staat bezeichnet im biologischen Sinne eine Gemeinschaft von Tieren einer Art. Die Arbeitsaufteilung innerhalb des Staates hilft dabei, das Überleben der Spezies zu sichern. Zudem bringt diese Aufteilung viele adaptive Vorteile.

    Adaptiv heißt in dem Fall, dass Organismen es schaffen sich aktiv an verändernde Umweltbedingungen anzupassen.

    Eusozialität Bedingungen

    Für die Eusozialität in einer Tiergemeinschaft müssen folgende vier Bedingungen erfüllt sein:

    • Gemeinsame Brutpflege
    • Gemeinschaftliche Nahrungsbeschaffung und -verteilung
    • Einteilung in fruchtbare und unfruchtbare Tiere
    • Generationsübergreifendes Zusammenleben

    Werden nicht alle oder keine der Bedingungen erfüllt, zählen die Arten zu einer der fünf folgenden Bezeichnungen:

    • Parasoziale Arten
    • Quasisoziale Arten
    • Kommunale Arten
    • Semisoziale Arten
    • Subsoziale Arten

    Tiergemeinschaften, die keine der Bedingungen oder nicht alle erfüllen, werden als parasozial bezeichnet. Gibt es lediglich eine geteilte Brutpflege – also das gemeinschaftliche Kümmern um den Nachwuchs – spricht man von einer quasisozialen Art. Findet alles, außer die gemeinsame Brutpflege, statt, handelt es sich um eine kommunale Art.

    Sind alle Bedingungen außer dem generationsübergreifenden Zusammenleben erfüllt, wird das als semisozial bezeichnet. Leben die Individuen zwar räumlich, aber ohne Interaktion zwischen einander zusammen, spricht man von einer subsozialen Art.

    Eusozialität Beispiele

    Beispiele für Eusozialität finden sich vorwiegend bei Insekten wie bspw. Ameisen, Honigbienen, Feldwespen und Termiten. Daneben leben auch einige Garnelen-Arten in einer eusozialen Gemeinschaft. Die einzigen Säugetiere, die eusozial leben, sind Nacktmulle.

    Der Unterschied zwischen den Hautflüglern (Bienen, Wespen etc.) zu anderen eusozialen Lebewesen ist, dass bei ihnen eine Königin von mehreren Drohnen (Männchen) befruchtet wird. Bei anderen Lebewesen wie Termiten oder Ameisen gibt es jeweils einen König und eine Königin. Zudem können dort auch die normalen Arbeiter männlich sein, was bei Bienen wiederum nicht der Fall ist.

    Eusozialität bei Bienen

    Honigbienen leben zusammen in einer Gemeinschaft mit einer sozialen Organisation innerhalb der verschiedenen Ebenen. Dadurch wird eine Hierarchie geschaffen, wie sie in Abbildung 1 abgebildet ist.

    Eusozialität Hierarchie der Honigbiene StudySmarterAbbildung 1: Hierarchie der Honigbiene

    In der Hierarchie der Honigbienen steht an der "Spitze" die Königin, die für das Eierlegen zuständig ist. Die restlichen Angehörigen der Gemeinschaft sind entweder Arbeiterinnen oder Drohnen. Letztere sind ausschließlich für das Befruchten der Königin verantwortlich. Die Arbeiterinnen kümmern sich um die Larven und füttern diese bis zur Verpuppung. Außerdem stellen die Arbeiterinnen den Wachschutz für den Bienenstaat, bauen das Nest und sammeln Nahrung.

    Eusozialität bei Termiten

    Termiten sind ebenfalls ein Beispiel für eine eusoziale Gemeinschaft. Diese ist bei ihnen in sogenannte Kasten unterteilt. Anfallende Aufgaben werden wiederum auf verschiedene Gruppen aufgeteilt, bspw. gibt es auch bei Termiten Arbeiter und Soldaten. Für die Fortpflanzung sind lediglich der König und die Königin zuständig.

    In einem eusozialen Gefüge ist die Kommunikation untereinander besonders wichtig. Diese wird bei Termiten mithilfe von chemischen Duftstoffen durchgeführt. So können bspw. Nestgenossen erkannt und den verschiedenen Kasten zugeordnet werden.

    Die Staatenbildung bei Ameisen verläuft übrigens sehr ähnlich zu der bei den Termiten.

    Eusozialität bei Nacktmullen

    Nacktmulle gelten als die langlebigsten Nagetiere der Welt – sie können bis zu 30 Jahre alt werden. Ein Beitrag dazu leistet auch die gute Sozialstruktur der Tiere. Sie sind die einzigen Säugetiere, die in Staaten leben. Die Arbeit teilen sie dabei nach dem Alter auf. Jüngere Tiere kümmern sich zunächst um den Nachwuchs, etwas ältere bauen neue Tunnel und besonders kräftige Tiere bewachen die Tunneleingänge und Ausgänge.

    Nachkommen werden bei den Nacktmullen lediglich von der Königin ausgetragen. Paaren kann sich diese mit maximal drei fruchtbaren Männchen, der Rest der männlichen Nachkommen ist unfruchtbar.

    Eusozialität und Evolution

    Die Evolutionstheorie von Charles Darwin sagt im Grunde aus, dass Individuen, die nicht in der Lage sind, sich fortzupflanzen, auf lange Sicht nicht überlebensfähig sind. Im Fall von eusozialen Lebewesen sind meist nur sehr wenige Tiere fruchtbar und somit für die Produktion von weiteren Nachkommen zuständig.

    Es stellt sich also die Frage, warum das Konzept trotzdem funktioniert. Lange wurde angenommen, dass ein Grund für eusoziale Gemeinschaften ihre nahe verwandtschaftliche Beziehung untereinander ist. Mittlerweile ist klar, dass die nahe Verwandtschaft ein Faktor ist, der Fitness von einzelnen Individuen erhöhen kann.

    Der Grund für die eusoziale Gemeinschaft ist, dass eine Kooperation einfach hilfreich sein kann, um das eigene Überleben zu sichern. Theorien gehen also davon aus, dass sich einzelne Tiere irgendwann mal zusammengeschlossen haben. Mit der Zeit hat sich dann die hierarchische Struktur gebildet. Zudem wurde zugunsten der Gemeinschaft ein Großteil der Individuen unfruchtbar und die Fortpflanzung wurde nur einigen wenigen Tieren zugeschrieben. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die sogenannte Haplodiploidie.

    Eusozialität: Geschlechtsbestimmung mittels Haplodiploidie

    Als Haplodiploidie wird der Mechanismus zur Bestimmung des Geschlechts eines Individuums bezeichnet. Weibliche Individuen sind dabei diploid und männliche haploid.

    Haplodiploidie ist jedoch keine zwingende Voraussetzung für eusoziale Lebensgemeinschaften. Das Phänomen der Haplodiploidie sorgt also letztlich dafür, dass sich die biologische Fitness eines Individuums erhöht. Dadurch, dass es sich nicht nur um sich selbst sorgt, sondern dazu beiträgt, dass die Gruppe als Ganzes funktioniert.

    Um Dir ein weiteres Beispiel zu geben, sollen hier noch einmal Bienen betrachtet werden: Im Körper der Bienenkönigin ist ein lebenslanger Vorrat mit Spermien gespeichert. Ob ein Ei befruchtet (Weibchen) oder unbefruchtet (Männchen) entwickelt wird, entscheidet die Königin. Das hat zur Folge, dass alle Weibchen die gesamten Allele des Vaters und die Hälfte der Allele der Mutter aufweisen. Alle Arbeiterinnen in einem Bienenstaat sind folglich verwandt und weisen zu etwa 75 Prozent die gleichen Allele auf.

    In einem Gefüge ohne Haplodiploidie, wie z. B. bei Nacktmullen, kann Eusozialität trotzdem funktionieren und außerdem von Vorteil sein. Zum Beispiel, wenn unfruchtbare Tiere helfen, die Kolonie zusammenzuhalten. Dafür helfen die Tiere z. B. beim Graben der Tunnel, der Nahrungssuche oder auch durch die Verteidigung des Baus. Auch das sorgt letzten Endes dafür, dass sich die Fitness der einzelnen Individuen – und daher die Fitness der gesamten Kolonie – erhöht.

    Eusozialität - Das Wichtigste

    • Eusozialität bezeichnet das Sozialverhalten von Lebewesen, die in einem Sozialgefüge (Staat) zusammenleben.
    • Eusoziale Gemeinschaften besitzen immer eine klare Rangordnung und teilen anfallende Aufgaben untereinander auf.
    • Folgende vier Bedingungen muss eine Gemeinschaft erfüllen, damit sie als eusozial gilt:
      • Gemeinsame Brutpflege
      • Gemeinschaftliche Nahrungsbeschaffung und -verteilung
      • Einteilung in fruchtbare und unfruchtbare Tiere
      • Generationsübergreifendes Zusammenleben
    • Beispiele für Eusozialität finden sich vorwiegend bei Insekten wie bspw. Ameisen, Honigbienen, Feldwespen oder Termiten. Das einzige Säugetier, welches in einer eusozialen Gruppe lebt, ist der Nacktmull.
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Eusozialität

    Was bedeutet Eusozialität?

    Eusozialität ist eine Art von Sozialverhalten, wie sie vor allem Insekten anwenden. Dabei leben die Tiere in einem Staat mit einer klaren Rangordnung und fester Arbeitsaufteilung.

    Warum sind Termiten eusozial?

    Termiten leben unterteilt in sogenannte Kasten. Zudem teilen sie die verschiedenen, anfallenden Aufgaben untereinander auf und besitzen für die Fortpflanzung lediglich eine Königin und einen König.

    Welche Insekten leben in einem Insektenstaat?

    Insekten, die in einem Insektenstaat leben, sind bspw.: Ameisen, Honigbienen, Feldwespen oder Termiten.

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