Histamin – allgemeiner Aufbau und Vorkommen
Egal, ob bei gesund oder krankhaft verlaufenden Körpervorgängen – Histamin spielt in beiden eine entscheidende Rolle als Regulator und Übermittler.
Histamin ist ein biogenes Amin und ein Produkt der Aminosäure Histidin. Es spielt als Gewebshormon, Neurotransmitter und Entzündungsmediator eine essenzielle Rolle im menschlichen Körper.
Amine sind Abspaltungsprodukte bzw. Abkömmlinge des Ammoniaks. Sie sind in Aminosäuren, Transmittern oder den Basen der DNA zu finden.
Histamin kommt im Körper fast überall vor. Hohe Konzentrationen lassen sich primär in der Haut, der Lunge, im Magen, im Darm und im Hypothalamus nachweisen.
Dass Histamin in fast allen Geweben vorzufinden ist, lässt sich auch in seinem Namen ablesen. “Histos” stammt vom Griechischen ab und bedeutet so viel wie “Gewebe”. Das Wort “amin” bedeutet stickstoffhaltige Verbindung (s. Aminogruppe).
Histamin ist jedoch nicht nur im Körper vorrätig, sondern lässt sich auch über Lebensmittelaufnahme zu sich nehmen. Es kann dementsprechend in körpereigener (endogener) oder körperfremder (exogener) Form vorliegen und wird in der Granula von Körperzellen gespeichert.
Granula sind kleine Einkerbungen in Zellen. Sie dienen als Speicherort vieler Substanzen, welche sie, wenn benötigt, freigeben können. Sie speichern beispielsweise Glykogen, Fette oder Proteine.
Die Summenformel von Histamin lautet C5H9N3.
Biosynthese
Histamin kann sowohl von tierischen Lebewesen, als auch Pflanzen und Mikroorganismen selbst gebildet werden. Es wird aus der Aminosäure Histidin durch die Histidindecarboxylase (HDC) decarboxyliert. Das bedeutet, dass von Histidin eine Carboxylgruppe (-COOH) abgespalten wird. Diese Reaktion wird enzymatisch beeinflusst.
Die Synthese verläuft an folgenden Orten im Körper:
- In Zellen des angeborenen Immunsystems
- In Zellen von Lunge, Haut und Verdauungstrakt
- In Zellen des Magens
- In Neuronen des Zentralen Nervensystems
Die Synthese von Histamin verläuft im Detail an folgenden Orten im Körper:
- In Basophilen Granulozyten im Blut.
- Hierbei handelt es sich um Zellen des angeborenen Immunsystems zur spezifischen und unspezifischen Immunantwort
- In Mastzellen in Lunge, Haut und Gastrointestinaltrakt
- Sie initiieren unspezifische Immunantworten, welche essenziell für allergische Sofortreaktionen sind.
- In den ECL-Zellen des Magens
- ECL-Zellen stimulieren die Magensaftproduktion
- In histaminerregenden Neuronen im Zentralen Nervensystem
- Im Hypothalamus wirken sie als Neurotransmitter
Mastzellen und basophile Granulozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und sind somit ein wichtiger Bestandteil der Immunabwehr. Sie besitzen Granula, aus welcher sie Botenstoffe, wie das Histamin, nach außen freisetzen können.
ECL-Zellen sind spezialisierte Zellen in der Magenschleimhaut . Sie können Hormone freisetzen, wodurch sie andere Zellen zur Reaktion anregen können.
Die Speicherung des Histamins erfolgt in:
- Mastzellen
- ECL-Zellen der Magenschleimhaut
Der Histaminabbau ist ein mehrstufiger Prozess und kann an verschiedensten Orten im Körper ablaufen. Dies geht sowohl extra- als auch intrazellulär, wie im ZNS. Genau wie bei der Histaminsynthese auch, wird der Abbauprozess an einigen Stellen durch Enzyme beeinflusst.
Histaminrezeptoren
Es sind vier verschiedene Histamin-Rezeptoren bekannt, die im menschlichen Körper in unterschiedlichen Zellen und Organen vorkommen. Sie werden benötigt, um die Stoffwechselvorgänge und Reaktionen, an welchen das Histamin beteiligt ist, auszuführen.
Werden Histaminrezeptoren aktiviert, so folgen meist klassische Allergiesymptome wie Juckreiz, Entzündungen und Schmerzen.
Histaminrezeptoren wirken als G-Protein-gekoppelte Rezeptoren. Durch die Kopplung des Stoffes an einen der Histaminrezeptoren wird eine Signalkaskade ausgelöst. Lies mehr über die Wirkungsweise der G-Protein-gekoppelten-Rezeptoren in der passenden Erklärung dazu nach.
Rezeptor in | Funktion/Wirkung |
Immunzellen |
|
ECL-Zellen der Magenschleimhaut |
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Nervenzellen des Zentralnervensystems |
|
Glatte Muskulatur |
|
Neben seiner Wirkungsentfaltung via Rezeptoren kann das Histamin auch über den konventionellen Weg der aktiven Transportmechanismen in eine Zelle gelangen.
Wenn Du Dein Wissen zu den Transportmechanismen in Zellen noch mal auf den neuesten Stand bringen oder einfach nur mehr erfahren magst, dann schau im Artikel zum “Stofftransport” vorbei!
Histamin – Funktionen und Wirkungsweisen
Histamin hat vielfältige Aufgaben im Körper, welche unter anderem die Immunantwort bzw. Abwehrreaktionen in diversen Körperregionen sind. Zudem dient es als Entzündungsmediator.
Entzündungsmediatoren sind Botenstoffe, die Entzündungsreaktionen verstärken und regulieren.
Neben Histamin gehören dazu auch Serotonin und Heparin.
Im menschlichen Körper zeigt Histamin folgende Wirkungen:
- Wirkt antidepressiv
- Wirkt Krampfanfällen entgegen
- Zügelt den Appetit
- Reguliert die Körpertemperatur
- Beeinflusst weitere Neurotransmitter
Die Entzündungsreaktion
Die wichtigste Funktion des Histamins ist die Abwehr körperfremder Stoffe, wie auch seine Beteiligung an allergischen Symptomen. Dies kommt zustande, indem es von Mastzellen des Immunsystems gebildet und ausgeschüttet wird.
Entzündungsreaktionen gehören zu den Reaktionen des angeborenen Immunsystems, welches auf eine Verletzung oder Infektion des Körpers reagiert.
Histamin ist dabei hauptsächlich für die Erweiterung der Blutgefäße und die Erhöhung der Gefäßwanddurchlässigkeit der Blutgefäße zuständig. Als Folge der erhöhten Durchblutung kommt es zu Juckreiz und lokalen Rötungen der Haut.
Die Gefäßwanddurchlässigkeit der Blutgefäße ist der Grund dafür, weshalb Du einen frischen Insektenstich kühlen solltest. Die Kälte wirkt der erhöhten Durchblutung und der erhöhten Gefäßwanddurchlässigkeit der Blutgefäße entgegen.
Die Gefäßwanddurchlässigkeit (Permeabilität) beschreibt, wie durchlässig eine Gefäßwand für einen bestimmten Stoff ist. Bei Immunreaktionen oder Entzündungen wird die Permeabilität durch Stoffe, wie Histamin oder Serotonin, erhöht. Eine Folge der erhöhten Permeabilität und dem damit verbundenen Plasma-Austritt ins Gewebe sind Blutdruckabfall und Ödeme (Wassereinlagerungen).
Abwehrreaktionen des Körpers beruhen auf der Aktivierung der Histaminrezeptoren. Durch jene werden im Anschluss komplexe Abwehrmechanismen des Körpers ausgelöst. Zu ihnen gehören unter anderem die eosinophilen Granulozyten und die T-Zellen.
Durch die Aktivierung eines Rezeptors kommt es zu einer zielgerichteten Leitung jener Immunzellen hin zum Ort der ausgelösten Reaktion. Dort bekämpfen diese Immunzellen dann den Erreger bzw. Fremdkörper.
Die Histaminausschüttung und die daraus folgende Entzündungsreaktion wird entweder durch physikalische Reize, wie Verbrennungen, oder durch eine veränderte Calciumkonzentration veranlasst, da Calcium die Histaminausschüttung hemmt.
Calcium hat eine Gefäßwand-abdichtende Wirkung und ist ein bedeutungsvolles Signalmolekül für die Immunzellen. Es signalisiert eine Entzündung und dichtet die Gefäßwände so ab, dass nur noch geringere Mengen an Histamin ins Gewebe übertreten und so eine schmerzhafte Entzündung auslösen können.
Jedoch ist sich die heutige Forschung noch uneinig, wie groß der eigentliche Einfluss des Calciums bei allergischen Reaktionen ist.
Herz-Kreislauf- und Gefäßsystem
Am Herzen bewirkt Histamin eine Steigerung der Schlagkraft und der Schlagfrequenz (Tachykardie). Auf die Blutgefäße, also die Arterien und Venen, wirkt eine Rezeptoraktivierung gefäßerweiternd (vasodilatatisch) oder gefäßverengend (vasokonstriktisch).
Wenn Du vasokonstriktisch und vasodilatatisch nicht unterscheiden kannst, dann denke bei “vaso-konstriktisch” an die Boa constrictor, welche ihre Beute durch Erdrücken (in diesem Fall dann verengen) erlegt.
Doch was bewirkt die Dilatation nun eigentlich? Durch die Dilatation sinkt der Gefäßwiderstand innerhalb der Gefäße. Dies führt zu einem Blutdruckabfall und in schlimmen Fällen zu einem Schockzustand.
Zentralnervensystem
Im ZNS ist das Histamin sowohl als Neurotransmitter als auch als Regulator aktiv. Zumeist werden Histaminrezeptoren dort im Gehirn angesprochen, wo der Schlaf-Wach-Rhythmus, Körpertemperatur und Blutdruck, wie auch das Durst- und Hungergefühl und Gedächtnisleistungen reguliert werden. Die Rezeptoren hier sind in der Lage, die Erregbarkeit von ZNS-Neuronen zu erhöhen.
Bronchialmuskulatur
Die möglichen Folgen einer Histaminrezeptor-Aktivierung im Bereich der Bronchien sind Atem- und Luftnot. Wahrscheinlich hast Du von einer Unterform der Luftnot schon einmal gehört – das Asthma. Es entsteht das Gefühl, schlechter atmen zu können.
Haut und Schleimhaut
Auch an den Nervenendigungen der Haut sitzen Rezeptoren, welche die Reize an das ZNS weiterleiten, die Du als Jucken oder Schmerzen wahrnimmst. Das Jucken kann durch Verbrennungen oder Entzündungen auf gleiche Weise hervorgerufen werden.
Magen-Darm-Trakt
Histamin initiiert in den ECL-Zellen der Magenschleimhaut eine vermehrte Magensäureproduktion und führt zur Kontraktion (Motilität) der glatten Muskulatur. Diese Wirkungsweise ist wichtig für Histamin-vermittelte Abwehrreaktionen.
Die glatte Muskulatur betrifft unter anderem die Muskulatur des Darms und des Herzens. Sie kann sowohl bei Menschen als auch bei Tieren nicht willkürlich gesteuert werden. Die quer gestreifte Muskulatur ist die Skelettmuskulatur. Das sind etwa die Muskeln an Armen und Beinen, die Du willkürlich bewegen kannst.
Histamin bei Allergien
Bei Allergien handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystems, welches einen normalerweise harmlosen Stoff als schädlich einstuft. Dabei können allergische Reaktionen in eine Sofortreaktion und eine Spätreaktion unterschieden werden.
Bei einer allergischen Reaktion gelangen Fremdstoffe in den Körper, worauf dieser entsprechend reagiert. Dies wird als Immunreaktion bezeichnet. Bei einer Allergie reagiert der Körper auf nicht infektiöse Fremdstoffe (Allergene) und geht mit einer übermäßigen Produktion und Ausschüttung von Histamin gegen diese in Form einer Entzündungsreaktion vor.
Je nach Allergen und Körperbereich entstehen Symptome wie Atemnot, erhöhte Durchblutung kleiner Blutgefäße zusammen mit Juckreiz, Rötungen und Schwellungen.
Allergische Reaktionen können in mehrere Kategorien eingeteilt werden:
- IgE-vermittelte Reaktion
- Zytotoxische Reaktion
- Immunkomplex-Reaktion
- Zelluläre Immunreaktion
Im Folgenden wirst Du die ersten beiden Reaktionen etwas genauer erklärt bekommen, da sie die beiden Wichtigsten im menschlichen Immunsystem sind.
IgE-vermittelte Reaktion/Typ I-Reaktion
Eine IgE-vermittelte Reaktion ist eine allergische Reaktion des Körpers, z. B. bei einer Nahrungsmittelallergie, auf Allergene. Allergien des Typ I nennt man auch Soforttyp oder anaphylaktischer Typ, da die Reaktionen nach wenigen Sekunden bis Minuten einsetzen.
IgE ist ein Antikörper vom Typ der Immunglobuline E. Sie können an bestimmte Antigene binden und tragen so zur Immunabwehr bei. Sie kommen vorwiegend bei Parasiteninfektionen und anaphylaktischen Reaktionen zum Einsatz.
Am Beispiel der Nahrungsmittelallergie wird deutlich, dass die körpereigene Abwehr fälschlicherweise bestimmte Nahrungsbestandteile als bedrohlich ansieht und daraufhin eine Immunreaktion einleitet.
Häufige Allergien auslösende Stoffe (Allergene) sind Nahrungsmittel, Insektengifte oder Pflanzenpollen.
Tritt nun diese Typ-I-Reaktion ein, so werden IgE-Antikörper gebildet. Dieser Schritt erfolgt durch die sogenannte Sensibilisierung. Das bedeutet, dass sobald das Allergen (erneut) in Kontakt mit den IgE-Antikörpern kommt, sie jene Fremdkörper erkennen und dann auf schnellem Weg eine Histaminausschüttung veranlassen. Diese rufen nun durch die Histaminfreisetzung die allergische Reaktion hervor.
- Heuschnupfen
- allergisches Asthma bronchiale
- Anaphylaktischer Schock
- Bienenstich
Zytotoxische Reaktion/Typ II-Reaktion
Bei diesem Reaktionstypen handelt es sich um eine Reaktion, bei der Zellen direkt geschädigt werden. Sie tritt erst deutlich später als die IgE-vermittelte-Reaktion ein, sorgen jedoch für eine verstärkte Immunantwort und aktivieren weitere Zellen des Immunsystems.
All jene komplexen Vorgänge der zytotoxischen Reaktion enden schlussendlich in Zellauflösung, Phagozytose oder Apoptose einer Zelle. Dies erklärt auch, warum diese Reaktion als zytotoxisch bezeichnet wird.
Apoptose beschreibt den programmierten Zelltod.
Phagozytose beschreibt die Aufnahme und Verdauung fester Zellbestandteile.
Wenn Dich beide Vorgänge genauer interessieren, dann schau bei den jeweiligen Erklärungen vorbei!
- Blut-Unverträglichkeiten bei Transfusionen
- Rhesusfaktor-Unverträglichkeit neugeborener Kinder
- Penicillin-Unverträglichkeit
Zytotoxische Reaktionen kommen sehr selten vor und sind oftmals von Medikamenten verursacht.
Histamin – Neurotransmitter
Auf Histamin reagierende Neuronen sitzen im Kernbereich des Hypothalamus. Von dort aus senden sie Signale an das gesamte Zentrale Nervensystem aus. Bisher ist nicht viel über Histamin als Neurotransmitter bekannt. Zum Beispiel ist man sich in der Forschung nicht sicher, woher das Histamin im Gehirn stammt.
Es könnte entweder von Neuronen produziert worden sein, was auf die Funktion eines Neurotransmitters schließen lässt, oder auch von anderen Zellen. Histamin aus dem Blut durchdringt schlechter die Blut-Hirn-Schranke, weshalb es direkt im Gehirn produziert wird.
Die Blut-Hirn-Schranke beschreibt die strikte Trennung der Hirnsubstanz von einem Großteil des partikulären Blutstromes. Nur bestimmte Stoffe können diese physiologische Barriere aus selektiven Zellmembranen überwinden. So kann das Gehirn vor schädlichen Stoffen oder Pathogenen im Blutstrom geschützt werden.
Histaminfreisetzung
In Neuronen wird Histamin in Vesikeln eingebaut und beim Eintreffen von Aktionspotentialen aus den Vesikeln freigesetzt. Dieser Vorgang ist Ca2+-abhängig und vergleichbar mit der Freisetzung von Acetylcholin. Der Calcium-Einstrom führt zum Verschmelzen der Vesikel mit der Membran des Neurons, sodass Histamin aus den Vesikeln freigesetzt wird.
Histamin ausschüttende Synapsen sind bei Wirbeltieren allerdings selten zu finden. Und die meisten histaminergen Neuronen sind selten an Postsynapsen lokalisiert. Es scheint deshalb so, als würde sich die Signalübertragung von Histamin im Zentralnervensystem (ZNS) deutlich zu der von Acetylcholin oder Noradrenalin unterscheiden. Somit sind auch die Funktionen im Gehirn noch nicht ausreichend erforscht.
Wirkungsweise als Neurotransmitter
Bisher ist aber bekannt, dass Histamin außer den bereits erwähnten Funktionen auch an der Stimmungslage, am Belohnungssystem, beim Lernen und im Gedächtnis beteiligt ist.
Wie bereits erwähnt, ist Histamin auch an der Regulation des Appetits beteiligt. Hierbei wirkt Histamin als Vermittler für die Wirkung von Leptin, dem Sättigungshormon, im Hypothalamus. Somit beeinflusst Histamin auch Stoffwechselvorgänge und steigert die Lipolyse.
Die Lipolyse ist ein Stoffwechselvorgang, bei dem Fett aus dem Fettgewebe abgebaut wird, um Energie für den Organismus bereitzustellen.
Histamin – Lebensmitteln
Histamin kommt nicht nur in unserem Körper als wichtiger Botenstoff vor, sondern auch in Lebensmitteln.
Histamin kommt in Spinat, Tomaten und in fermentierten Lebensmittel wie Sauerkraut, Wein und Käse vor. Aber auch in leicht verderblichen Lebensmitteln wie Fisch. In frischem Fisch ist nahezu kein Histamin vorhanden. Erst bei zunehmender Lagerung steigt der Histamingehalt stark an. In Fischkonserven ist also sehr viel Histamin enthalten.
Histamin kommt vorrangig in leicht verderblichen Lebensmitteln, fermentierten Lebensmitteln und in Gärungsprodukten vor. Die zunehmenden Histamin-Konzentrationen sind darin begründet, dass in den Lebensmitteln die Aminosäure Histidin von Mikroorganismen abgebaut wird.
Je länger ein Käse reift, desto mehr steigt die Histamin-Konzentration, weil Histidin über die Zeit von Mikroorganismen abgebaut wird. Die Mikroorganismen sind beispielsweise in mittelaltem Gouda länger aktiv als in jungem Gouda. Im mittelalten Gouda ist deshalb mehr Histamin enthalten.
Es gibt auch Lebensmittel, die im Körper zu einer vermehrten Histaminfreisetzung führen. Das sind insbesondere Erdbeeren, Tomaten und Zitrusfrüchte. Des Weiteren gibt es noch eine Kategorie an Lebensmitteln, die das Vorkommen von Histamin im Körper beeinflussen. Es gibt nämlich ebenfalls Lebensmittel, die den Abbau von Histamin im Körper hemmen können.
Lebensmittel, die den Abbau von Histamin hemmen sind: Alkohol, schwarzer Tee, grüner Tee, Kakao und Energy-Drinks.
Histamin – Histaminintoleranz/Histamin-Unverträglichkeit
Histamin kann selbst die Ursache einer Unverträglichkeit sein. Eine echte Allergie gegen Histamin ist allerdings nicht bekannt. Der Unterschied einer Unverträglichkeit und einer echten Allergie ist, dass eine Allergie eine Aktivierung des Immunsystems voraussetzt. Bei einer Unverträglichkeit kann ein bestimmter Stoff aus Lebensmitteln im Körper nur unzureichend abgebaut werden, weshalb es oftmals zu Magen-Darm-Beschwerden kommt.
Mögliche Ursachen einer Histamin-Intoleranz sind:
- Unvollständiger Abbau
- Histamin-Überproduktion
Symptome einer Histaminintoleranz
Die Symptome einer Histaminintoleranz hängen von der Stärke der Unverträglichkeit ab.
- Hautrötung/-ausschlag
- Juckreiz
- Atembeschwerden
- Niesen und geschwollene Augenlider
Zum anderen treten bei einer Histaminintoleranz oft Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen oder Übelkeit und Erbrechen auf. Letztlich kann es sogar zu Herzrasen, Blutdruckabfall und Kreislaufbeschwerden kommen.
Die genaue Diagnose muss jedoch immer von einem Arzt gestellt werden. Daher stellt die Auflistung der oben genannten Symptome keinesfalls einen Ersatz für einen Arztbesuch dar!
Histamin – Antihistaminika
Antihistaminika sind Medikamente, die zur Linderung der Symptomatik von Allergien oder der Histaminintoleranz eingesetzt werden. Sie werden zumeist in Tablettenform eingenommen.
Antihistaminika wirken als antiallergische Wirkstoffe. Sie verhindern bzw. mindern die Wirkung von Histamin als Botenstoff. Hierfür blockieren sie die Histamin-Rezeptoren.
H1-Antihistaminika
H1-Antihistaminika sind wahrscheinlich am meisten unter Pollenallergikern bekannt. Das bekannte Medikament heißt “Cetirizin”. H1-Antihistaminika behandeln allergische Beschwerden wie Juckreiz und Rötung der Haut. Sie können aber auch die H1-Rezeptoren im Gehirn beeinflussen und können somit auch gegen Erbrechen wirken. Cetirizin macht aber bekanntlich auch müde. Das liegt unter anderem daran, dass Histamin den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflusst.
H2-Antihistaminika
H2-Antihistaminika werden bei Magen-Darm-Geschwüren eingesetzt. Das hat den Grund, dass H2-Rezeptoren dort lokalisiert sind. Sie können die Magensäure-Ausschüttung um bis zu 60 % reduzieren.
H3-Antihistaminika
H3-Antihistaminika werden oftmals bei Schwindelanfällen eingesetzt. Da sich die H3-Rezeptoren überwiegend im Zentralnervensystem befinden, werden sie meist zur Behandlung von ADHS oder Alzheimer verwendet.
H4-Antihistaminika
H4-Antihistaminika sind noch in der Forschung und noch nicht auf dem Markt, da der H4-Rezeptor erst vor wenigen Jahren entdeckt wurde. Man vermutet aber, dass H4-Antihistaminika eine entzündungshemmende Wirkung haben und somit H4-Rezeptoren hemmen könnten.
Antihistaminika haben aufgrund ihrer Wirkung eine wichtige Vorläuferrolle in der Entwicklung von Neuroleptika und Antidepressiva gespielt.
Histamin – Das Wichtigste
- Histamin ist ein Gewebshormon, Neurotransmitter und Entzündungsmediator.
- Es wird durch die Histidindecarboxylase (HDC) aus der Aminosäure Histidin hergestellt und durch die Diaminoxidase (DAO) wieder abgebaut.
- Histamin kommt fast überall im Körper vor, insbesondere aber in der Haut, Lunge, im Magen und Darm und im Hypothalamus.
- Eine der wichtigsten Funktionen von Histamin ist die Beteiligung am Immunsystem.
- Histamin vermittelt Entzündungsreaktionen und Allergie-Reaktionen. Daraufhin werden verschiedenste Symptome ausgelöst.
- Die Funktionen als Neurotransmitter sind noch nicht alle bekannt. Man weiß aber schon, dass es an der Appetitregulation und beim Schlaf-Wach-Rhythmus im Hypothalamus beteiligt ist.
- Histamin kommt ebenfalls in Lebensmitteln vor, insbesondere in leicht verderblichen und fermentierten Lebensmitteln.
- Eine Histaminintoleranz kann im Normalfall mit Antihistaminika behandelt werden, die die Histamin-Rezeptoren H1–H4 blockieren.
Nachweise
- pharmawiki.ch: Antihistaminika. (29.07.2022)
- meduniwien.ac.at: Nahrungsmittelallergie. (29.07.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Histamin
Wie äußert sich eine Histaminintoleranz?
Die Symptome einer Histaminintoleranz hängen stark von der Stärke der Unverträglichkeit ab. Zum einen treten klassische Allergiesymptome wie Hautrötung/-ausschlag, Juckreiz, Atembeschwerden, Niesen und geschwollene Augenlieder auf. Zum anderen treten bei einer Histaminintoleranz oft Verdauungsbeschwerden.
Welche Lebensmittel enthalten viel Histamin?
Lebensmittel, die reich an Histamin sind, sind z.B. Tomaten, Spinat, Sauerkraut, Wein, Käse und Fisch vor. Vor allem in leicht verderblichen und fermentierten Lebensmitteln ist Histamin viel enthalten.
Was passiert bei zu viel Histamin?
Bei einer Histaminintoleranz führt zu viel aufgenommenes Histamin zur Steigerung der Magensäureproduktion. Außerdem kommt es oft zu Verdauungsbeschwerden oder zu klassischen Allergiesymptomen wie Rötung der Haut und Juckreiz.
Was macht Histamin im körper?
Histamin hat im Körper vielfältige Aufgaben. Das sind zum einen die Vermittlung von Entzündungsreaktionen und die Beteiligung am Immunsystem (vor allem bei Allergiereaktionen). Außerdem ist Histamin an der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus und des Appetits beteiligt.
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