Epik – Definition
Der Begriff Epik stammt einerseits von dem lateinischen Wort "epicus" und gleichzeitig von der griechischen Bezeichnung "epikós". Übersetzt bedeutet das so viel wie "Geschichte", "Rede" oder auch "Erzählung". Es handelt sich dabei also um eine erzählende beziehungsweise narrative Literatur.
Neben der Epik existieren zwei weitere große literarische Gattungen: die Lyrik und die Dramatik. Die Epik unterscheidet sich von diesen beiden Textgattungen in erster Linie durch ihren Erzähler. Dabei handelt es sich nicht um den Autor oder die Autorin des Werkes, sondern um eine vermittelnde Instanz zwischen Lesenden und der Handlung.
Epik – Merkmale
Die Epik ist im Wesentlichen durch vier Merkmale gekennzeichnet. Diese finden sich in den meisten Werken wieder, sind allerdings nicht zwingend, um einen Text als "episch" zu kennzeichnen.
- Ein Erzähler vermittelt zwischen Handlung und Lesenden.
- Texte der Epik sind meist fiktional, also erfunden.
- Die Epik benötigt kein Reimschema und folgt einem freien Rhythmus.
- Es sind bei der Darstellung von Raum und Zeit keine Grenzen gesetzt. Das ermöglicht nicht nur fantastische Welten, sondern auch Zeitsprünge und Rückblicke.
Daraus ergeben sich wiederum zwei wesentliche Aspekte, die die Werke der Epik bestimmen:
- Die Erzählweise im Hinblick auf Zeit und Darbietungsform.
- Die Erzählperspektive im Hinblick auf das Erzählverhalten und die Erzählform.
Ein weiteres Merkmal für die Epik, das allerdings nicht in jedem epischen Text Verwendung findet, ist die Montagetechnik. Dabei werden fremde Texte, zum Beispiel Lieder, Listen, Fahrpläne und Zeitungsartikel, in ein Werk eingebunden. Dies soll die Erzählung realistischer gestalten und Lesende mehr in das Geschehen eintauchen lassen.
Die Entstehung der Montagetechnik lässt sich auf das Mittelalter zurückführen. Als literarisches Stilmittel wurde sie allerdings erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebraucht. Sie ist unter anderem ein Merkmal der Epoche der Neuen Sachlichkeit, die sich zwischen 1918 und 1933 in der Literatur verorten lässt.
Um mehr über die Montagetechnik zu erfahren, schau Dir gerne die Erklärung "Neue Sachlichkeit" an!
Epik – Erzählweise
Die Erzählweise der Epik wird zum einen durch den Umgang mit der Zeit bestimmt, zum anderen durch die Darbietungsform der Erzählung. Wesentlich ist außerdem ein vermittelnder Erzähler zwischen Handlung und Lesenden.
Darbietungsformen der Epik
Die Darbietungsform beschreibt die konkrete Form einer Erzählung. Handelt es sich zum Beispiel um einen Bericht, eine Umgebungsbeschreibung oder einen Dialog? Führt eine Figur Selbstgespräche oder betrachten Lesende stumme Gedankengänge? Auch die direkte oder indirekte Rede sind voneinander abzugrenzen. Die Gefühle und Wahrnehmungen einer Figur werden "stream of consciousness" oder Bewusstseinsstrom genannt. Er erlaubt Lesenden einen tieferen Einblick in das Geschehen und lässt sie die Welt aus den Augen einer bestimmten Figur betrachten und nachvollziehen.
Um mehr über den Bericht oder die Figurenrede zu erfahren, sieh Dir gerne die Erklärung "Erzähler" an!
Der Umgang mit der Zeit
Im Hinblick auf die Zeit ist es zunächst wichtig, zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit zu unterscheiden. Die Erzählzeit ist die Zeit, die Du zum Lesen eines Werks der Epik brauchst. Die erzählte Zeit hingegen meint die fiktive Zeit, die im Werk selbst vergeht, während sie Lesenden berichtet wird. Es gibt insgesamt drei Möglichkeiten, mit dieser Zeit umzugehen:
- Zeitraffung
- Zeitdeckung
- Zeitdehnung
Weiterhin kann mit Rückblenden oder Ausblicken in die Zukunft gearbeitet werden. Autorinnen und Autoren epischer Texte brechen den linearen Handlungsstrang auf und steigern die Spannung, indem sie Lesenden Vorwissen mit auf den Weg geben. Diese wissen dann zum Beispiel, dass bald ein Ereignis das Leben der Hauptfigur dramatisch verändern wird, aber noch nicht, was für ein Ereignis dies ist oder wie es dazu kommt.
Jeder Mensch hat eine Vergangenheit und im Idealfall auch jede epische Figur. Ihre Vorgeschichte, ihr bisheriges Leben und ihre Erfahrungen machen sie zu der Person, die sie einem epischen Text sind. Rückblenden dienen dazu, über diese Vergangenheit aufzuklären. Damit lassen sich nicht nur Handlungen und Reaktionen besser nachvollziehen, es kann auch das wahrgenommene Band zwischen fiktiver Figur und Lesenden stärken. Dies muss nicht unbedingt auf Sympathie gestützt sein, aber es setzt ein grundsätzliches Verstehen für den Charakter einer Person voraus und so auch für ihre Taten.
Zeitraffung in der Epik
Bei der Zeitraffung ist die Erzählzeit grundsätzlich kürzer als die erzählte Zeit. Das ist beispielsweise bei Romanen der Fall, die von den Ereignissen eines ganzen Jahres, möglicherweise eines ganzen Jahrzehnts berichten. Die Zeit, die im Roman vergeht, wird stark gekürzt, sodass Lesende nur wenige Tage oder Wochen zum Lesen brauchen. Eine Zeitraffung lässt den Text dynamischer wirken. Dadurch können aber auch Einzelheiten verloren gehen.
Zeitdeckung in der Epik
Bei der Zeitdeckung sind Erzählzeit und erzählte Zeit deckungsgleich. Das bedeutet, sie sind sich sehr ähnlich oder sogar identisch. Das ist häufig in Kurzgeschichten der Fall, in denen meist eine Momentaufnahme beschrieben wird. Die Zeit, die man zum Lesen braucht, entspricht meistens der in der Geschichte wiedergegebenen Zeitspanne.
Zeitdehnung in der Epik
Die Zeitdehnung ist das exakte Gegenteil der Zeitraffung. Hier werden Geschehnisse nicht verkürzt dargestellt, sondern gedehnt, also stark in die Länge gezogen. Eine Zeitdehnung ist bei Geschichten der Fall, die sehr stark mit Bewusstseinsströmen arbeiten. Sehr lange innere Monologe oder detaillierte Beschreibungen von Gefühlen sorgen dafür, dass die eigentlichen Handlungen wesentlich langsamer ablaufen und dadurch länger erscheinen. Solche Schilderungen kommen zum Einsatz, wenn Lesende sich besonders gut in die Figuren hineinversetzen sollen.
Eine beispielhafte Szene für eine Zeitdehnung und gleichzeitig ein Beispiel für einen Bewusstseinsstrom ist der innere Monolog von Heinrich Faust in Johann Wolfgang von Goethes Tragödie "Faust I":
NACHT, in einem hochgewölbten, engen gotischen Zimmer
FAUST unruhig an seinem Sessel am Pulte.
FAUST:
Habe nun, ach! Philosophie,Juristerei und Medizin,Und leider auch TheologieDurchaus studiert, mit heißem Bemühn.Da steh' ich nun, ich armer Tor,Und bin so klug als wie zuvor!Heiße Magister, heiße Doktor gar,Und ziehe schon an die zehen Jahr'Herauf, herab und quer und krummMeine Schüler an der Nase herum -Und sehe, dass wir nichts wissen können!Das will mir schier das Herz verbrennen.
Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen,Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel -Dafür ist mir auch alle Freud' entrissen,Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
[...]
Epik – Erzählperspektiven
Es gibt verschiedene Erzählperspektiven, die nicht nur in der Epik zur Anwendung kommen. Bei der Bestimmung der Erzählperspektive kannst Du zunächst zwischen Erzählform und Erzählverhalten differenzieren. Ersteres behandelt die Formen der Erzählung, letzteres das konkrete Verhalten des Erzählers gegenüber Lesenden und Figuren.
Die Erzählform
Die Form der Erzählung lässt auf die Sichtweise des Erzählers und seine Position in der Erzählung schließen. Du kannst zwischen zwei wesentlichen Erzählformen unterscheiden:
- Er/Sie-Form
- Ich-Form
Er/Sie-Form
Die Er/Sie-Form präsentiert die Figuren einer Geschichte über einen außenstehenden Erzähler. Der Erzähler beschreibt die Handlung aus den Augen eines Dritten und nutzt dafür die 3. Person Singular oder Plural. In dieser Form der Erzählung kann der Erzähler die Figur also auch bei ihren Namen nennen, wie hier in dem Beispiel aus "Der Trafikant" von Robert Seethaler zu sehen ist:
In den Wochen nach diesen Ereignissen war Franz immer wieder in den Prater gefahren, um sich auf die Suche nach dem Mädchen zu machen. Stundenlang hatte er Straßen und Gassen durchstreift, war in Wirtshäusern gesessen oder vor dem Sturmboot herumgelungert, stets in der Hoffnung, das Gesicht mit den strohblonden Haaren irgendwo aufgehen zu sehen.
Ich-Form
In der Ich-Form sind Erzähler und (Haupt-)Figur ein und dieselbe Person. Das bedeutet, eine Figur schildert, was sie denkt, fühlt und sieht aus ihrer eigenen Sicht. Sie nutzt dafür die Ich-Perspektive, also die 1. Person Singular oder Plural. An dem folgenden Beispiel aus "Tschick" von Wolfgang Herrndorf, lässt sich diese Erzählform verdeutlichen:
Ich möchte meinen Anwalt sprechen. Das wäre der Satz, den ich jetzt wahrscheinlich sagen müsste. Das ist der richtige Satz in der richtigen Situation, wie jeder aus dem Fernsehen weiß. [...] Das Problem ist: Ich habe keine Ahnung, was dieser Satz bedeutet.
Du möchtest noch mehr über die Ich- oder die Er/Sie-Form erfahren? Dann klick Dich gerne in die Erklärung "Erzählform"!
Das Erzählverhalten in der Epik
Das Erzählverhalten beschreibt das Verhalten des Erzählers sowie seine Verbindung zu handelnden Figuren und Lesenden der Geschichte. Es wird zwischen drei verschiedenen Erzählverhalten unterschieden:
- auktoriales Erzählverhalten
- neutrales Erzählverhalten
- personales Erzählverhalten
Auktoriales Erzählverhalten
Der auktoriale Erzähler wird auch allwissender Erzähler genannt. Er weiß alles, sieht alles und kennt die Gefühle und Gedanken jeder Figur. Dennoch ist er außenstehend und hat keine eigene Rolle in der Geschichte. Ein solcher Erzähler findet sich beispielsweise in dem Roman "Schuld und Sühne" von Fjodor M. Dostojewski:
"War das nicht eben der Diener, der nach seinem Tode zu Ihnen ins Zimmer kam, um Ihnen die Pfeife zu stopfen? Sie haben mir ja selbst davon erzählt!" fragte Raskolnikow; sein Ton klang immer gereizter.
Swidrigailow blickte Raskolnikow forschend an, und dem letzteren schien es, als ob in diesem Blicke momentan, blitzartig ein boshaftes Lächeln aufzuckte; aber Swidrigailow beherrschte sich und antwortete sehr höflich:
"Ja, es war derselbe."
Hier beschreibt der Erzähler die Gefühle beider Figuren. Indem er zunächst die Gedanken von Raskolnikow ("dem letzteren schien es, ...") und im Anschluss die von Swidrigailow ("aber Swidrigailow beherrschte sich") darstellt, wird deutlich, dass sein Einblick nicht auf die Gefühle einer einzigen Figur beschränkt ist. Er ist allwissend, denn er weiß, was beide Figuren während ihres gemeinsamen Dialoges fühlen und denken.
Neutrales Erzählverhalten
Der neutrale Erzähler steht nicht mit den Figuren der Geschichte in Verbindung und übt keinen Einfluss auf die Handlung aus. Im Gegensatz zum auktorialen Erzähler kennt er allerdings auch nicht die Gefühle der Figuren. Er beschreibt lediglich Sichtbares auf eine objektive, nicht wertende Weise. In folgendem Beispiel wurde die Textpassage aus "Schuld und Sühne" umgeschrieben, sodass sie nun von einem neutralen Erzähler dargestellt wird:
"War das nicht eben der Diener, der nach seinem Tode zu Ihnen ins Zimmer kam, um Ihnen die Pfeife zu stopfen? Sie haben mir ja selbst davon erzählt!" fragte Raskolnikow; sein Ton klang immer gereizter.
Swidrigailow blickte Raskolnikow forschend an und antwortete sehr höflich:
"Ja, es war derselbe."
Nun fehlen in der Erzählung einige Aspekte, die den Lesenden über die Gefühle der Figuren Raskolnikow und Swidrigailow informieren. Der Erzähler ist neutral und weiß daher selbst nicht, dass Raskolnikow Swidrigailows Blick für ein kurzes "boshaftes Lächeln" hält. Ebenso wenig ist ihm bekannt, dass Swidrigailow sich bei seiner Antwort sehr beherrschen muss, um nicht laut zu werden. Die Gefühle der Wut sind für die Lesenden dadurch weniger greifbar.
Personales Erzählverhalten
Der personale Erzähler wird häufig mit dem Ich-Erzähler verwechselt. Zwischen beiden Erzählperspektiven besteht jedoch ein großer Unterschied. Während der personale Erzähler die Gefühle und Gedanken einer bestimmten Figur aus der Sicht eines Außenstehenden, das heißt in der 3. Person, beschreibt, sind Ich-Erzähler und handelnde (Haupt-)Figur ein und dieselbe Person. Die Ich-Perspektive vermittelt also das Geschehene aus eigener Sicht, ohne die Rolle eines separaten Mittlers.
Um die Unterschiede besser zu verdeutlichen, wurde das obige Beispiel aus "Tschick" in das personale Erzählverhalten und damit in die Er/Sie-Form umgeschrieben:
Um mehr über den auktorialen, den neutralen oder den personalen Erzähler zu erfahren, sieh Dir die Erklärung "Erzählverhalten" an!
Epik – Formen und Textsorten
Epische Werke lassen sich hinsichtlich ihres Umfangs bestimmten Formen zuordnen. Diese Formen werden wie folgt differenziert:
- Großformen der Epik: Abenteuer-, Entwicklungs-, Bildungs- und Kriminalromane, Epos, Sagen und Autobiografien.
- Kleinformen der Epik: Kurzgeschichten, Essays, Erzählungen, Kalendergeschichten, Anekdoten und Novellen.
- Kleinstformen der Epik: Sprichwörter und Aphorismen.
Das Epos, früher auch Epopöie, ist eine umfassende Erzählung. Der Begriff stammt aus der griechischen Antike, ist allerdings nicht mit der Epik gleichzusetzen. Häufig wird das Epos mündlich überliefert. Es wird in Versform geschrieben, um Erzählenden die Überlieferung zu vereinfachen und als Gedankenstütze zu dienen.
Der Roman
Der Roman ist eine der geläufigsten epischen Formen. Der Begriff stammt aus dem Französischen und bedeutet übersetzt so viel wie "Erzählung in Versen oder Prosa". Es handelt sich dabei um eine besonders lange, beziehungsweise ausführliche Erzählung.
Zum Roman kannst Du Dich in der gleichnamigen Erklärung "Roman" genauer informieren.
Die Kurzgeschichte
Kurzgeschichten sind epische Werke, die der Gattung der Kurzprosa zugeordnet werden. Inhalt, Form und Sprache bestimmen die Merkmale einer Kurzgeschichte, das Hauptmerkmal liegt dabei in der Kürze. Die Bezeichnung etablierte sich aus dem englischen Begriff "short story". Bekannte Kurzgeschichten sind beispielsweise:
- "Hauptsache weit" von Sybille Berg
- "Das Brot" von Wolfgang Borchert
Du möchtest noch mehr zur Kurzgeschichte erfahren? Dann klick Dich gerne in die Erklärung "Kurzgeschichte"!
Der Essay
Als Essay werden Texte bezeichnet, die sich mit einem wissenschaftlichen, gesellschaftlichen oder kulturellen Thema befassen. Im Gegensatz zu anderen wissenschaftlichen Texten muss ein Essay nicht zwingend etwas beweisen und dabei wissenschaftliche Quellen verwenden. Den Verfassenden bleiben also gewisse literarische Freiheiten, die den Text besonders und einzigartig machen. Du kannst ihn Dir auch als einen Aufsatz vorstellen, in dem Verfassende ihre Gedanken zu einem bestimmten Thema sammeln.
Die Kalendergeschichte
Die Kalendergeschichte ist eine kurze Erzählung auf der Rückseite von Kalenderblättern, die Lesende unterhalten oder belehren soll. Sie entstand im 16. Jahrhundert und erfreute sich auch in den folgenden Jahrhunderten großer Beliebtheit.
Um mehr darüber zu erfahren, sieh Dir gerne die Erklärung "Kalendergeschichte" an!
Die Anekdote
Eine Anekdote ist ein kurzer Text, der eine bestimmte Situation oder die Handlung ein oder mehrerer Figuren auf amüsante Weise schildert. Dabei wird vor allem das vermittelt, was Lesende zum Verstehen der Anekdote wissen müssen.
Ein wesentliches Merkmal jeder Anekdote ist die Pointe. Eine Pointe ist eine plötzliche Wendung oder eine unvorhergesehene Überraschung am Schluss. Sie erklärt den Lesenden den Sinnzusammenhang des Textes und enthält dabei den eigentlichen Witz. Ein typisches Beispiel für eine Anekdote ist die "Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral" von Heinrich Böll.
Die Novelle
Die Novelle lässt sich anhand ihres Umfangs meist zwischen Roman und Kurzgeschichte verordnen. Es handelt sich also um einen mittellangen Text, der meist von etwas Neuem berichtet. Die Bezeichnung ist auf das lateinische Wort "novus" für neu und den italienischen Begriff "novella" für "Neuigkeit" zurückzuführen. Eine bekannte Novellen ist "Die Marquise von O", die Heinrich von Kleist im Jahr 1808 verfasste.
Zur Novelle "Die Marquise von O" findest Du im passenden Artikel eine ausführliche Erklärung.
Didaktische und volkstümliche Formen der Epik
Zudem gibt es sogenannte didaktische und volkstümliche Formen der Epik. Die didaktischen Formen haben den Lesenden nicht nur etwas mitzuteilen, sie wollen sie vor allem belehren. Meistens liegt ihnen also eine Moral oder eine bestimmte Botschaft zugrunde. Zu den didaktischen Formen gehören:
Die Parabel dient als anschauliche Belehrung der Lesenden. Sie wird in zwei Ebenen unterteilt, die Bild- und die Sachebene. Die beschriebenen Geschehnisse auf Bildebene enthalten eine versteckte Aussage, die Sachebene. Diese muss von den Lesenden zunächst entschlüsselt werden.
Im Gegensatz zur Fabel gibt es in einer Parabel allerdings keine Anthropomorphisierung, also keine Zuordnung von menschlichen Eigenschaften zu Tieren. Bekannte Parabeln sind die "Ringparabel" von Gotthold Ephraim Lessing und "Vor dem Gesetz" von Franz Kafka.
Volkstümliche Formen sind beispielsweise Märchen und Sagen. Traditionell wurden sie von der Bevölkerung an die Nachkommen jeder Generation weitergegeben. Auch sie überliefern häufig eine Botschaft oder Moral, haben aber auch eine unterhaltende Komponente.
Nicht immer lassen sich die Formen der Epik klar und deutlich voneinander abgrenzen. Eine Sage lässt sich beispielsweise anhand ihres Umfangs den Großformen oder aber anhand ihrer Herkunft den volkstümlichen Formen zuordnen.
Epik – bekannte Beispiele
Die Epik gehört zu den drei größten Gattungen der Literatur und beinhaltet die verschiedensten Groß- und Kleinformen. Da sie bereits seit der Antike existiert und in fast allen Literaturepochen vertreten ist, ist die Anzahl an epischen Werken dementsprechend groß. Zu den bekanntesten Werken gehören zum Beispiel:
- Die "Odyssee" von Homer
- "Berlin Alexanderplatz" von Alfred Doblin
- "Die Elixiere des Teufels" von E. T. A. Hoffmann
- Die "Harry Potter"-Reihe von J. K. Rowling
Wenn Du eine Analyse oder eine Interpretation zu einem epischen Werk schreiben möchtest, könnte Dir die Erklärung zur "Interpretation" behilflich sein!
Die Merkmale der Epik am Beispiel "Harry Potter"
"Harry Potter" von J. K. Rowling ist eines der bekanntesten epischen Werke der Gegenwart. Die Autorin wählte für ihre Romanreihe die Er/Sie-Form. Wie das folgende Beispiel zeigt, werden Harrys Gefühle und Gedanken durch das personale Erzählverhalten vermittelt:
Als sie eine Stunde später die Kerkerstufen emporstiegen, rasten wilde Gedanken durch Harrys Kopf und er fühlte sich miserabel. In der ersten Woche schon hatte Gryffindor seinetwegen zwei Punkte verloren. Warum hasste Snape ihn so sehr?
J. K. Rowling spielt in ihrer Romanreihe mit verschiedenen Darbietungsformen. In ihren Büchern finden sich nicht nur Dialoge in direkter Rede und Beschreibungen, sondern beispielsweise auch Briefe, die sich Harry und seine Freunde schreiben, Zeitungsausschnitte aus dem "Tagespropheten" und ein Lied, das der Sprechende Hut singt:
Ihr denkt, ich bin ein alter Hut,
mein Aussehen ist auch gar nicht gut.
Dafür bin ich der schlauste aller Hüte,
und ist's nicht wahr, so fress ich mich, du meine Güte!
[...]
Der Umgang mit der Zeit ist ebenfalls von Abwechslung geprägt. So gibt es zum Beispiel Passagen, die nahezu deckungsgleich erzählt werden und wieder andere, in denen eine Zeitdehnung zu beobachten ist. Insgesamt jedoch enthält jeder Roman der Reihe je eines von Harry Potters Schuljahren. Es handelt sich dementsprechend überwiegend um eine Zeitraffung.
Epik — Das Wichtigste
- Die Epik ist eine der drei Hauptgattungen der Literatur und dementsprechend von großer Bedeutung. Sie wird auch erzählende oder narrative Dichtung genannt.
- Epische Werke sind fiktiv, es handelt sich also um erfundene Geschichten ohne Reimschema mit Erzähler.
- In den Werken der Epik finden Zeitraffungen, Zeitdeckungen oder aber Zeitdehnungen statt. Diese Erzählweisen können sich in epischen Werken auch abwechseln.
- Die Erzählperspektive lässt sich in die Erzählform (Ich- oder Er/Sie-Form) und das Erzählverhalten unterteilen. Zu den Erzählverhalten zählen wiederum der auktoriale, der neutrale und der personale Erzähler.
- Die Werke der Epik lassen sich je nach Umfang in Großformen (z. B. Roman), Kleinformen (z. B. Kurzgeschichte) und Kleinstformen (z. B. Sprichwort) unterteilen. Außerdem gibt es sogenannte didaktische und volkstümliche Formen, wie Märchen und Sagen.
- Beispiele für epische Texte sind die "Odyssee" von Homer, aber auch postmoderne Erzählungen und Romane wie "Harry Potter" von J. K. Rowling.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Epik
Was ist die Epik?
Die Epik ist neben der Lyrik und dem Drama eine der drei Hauptgattungen der Literatur. Epische Werke besitzen kein Reimschema und behandeln fiktive, also erfundene, Geschichten. In diesen Geschichten begibt sich oft ein/eine Held*in auf Reisen, um Abenteuer zu erleben.
Was sind die Merkmale der Epik?
Die Merkmale der Epik sind neben einem vermittelndem Erzähler Fiktionalität und der freie Rhythmus. Werke der Epik haben also kein Reimschema und Autor*innen epischer Texte sind völlig frei in der Gestaltung von Raum und Zeit. Es werden zum Beispiel oft Rückblicke oder Zeitsprünge verwendet, um die Erzählung dynamisch und abwechslungsreich darzustellen. Ein weiteres Merkmal ist der Heroismus, also die Anwesenheit eines Helden oder einer Heldin, der/die auf Abenteuerreise geht.
Welche Formen der Epik gibt es?
Es gibt drei Formen in der Epik, die sich in ihrem Umfang voneinander unterscheiden: die Großformen (z. B. Romane), die Kleinformen (z. B. Kurzgeschichten und Novellen) und die Kleinstformen. Zu den Kleinstformen gehören Sprichwörter oder auch Aphorismen. Daneben gibt es noch sogenannte didaktische und volkstümliche Formen, die sich teilweise mit den anderen überschneiden. Sie beinhalten Parabeln, Märchen und Sagen.
Wie schreibt man eine Epik-Analyse?
Eine Epik-Analyse schreibst Du, indem Du Dir den zugrundeliegenden Text zunächst einmal genau durchliest. Markiere Dir wichtige oder auffallende Stellen. Diese kannst Du später als Zitate verwenden. Eine Analyse besteht aus einer Inhalts- und einer Sprachanalyse. Sie ist außerdem untergliedert in eine Einleitung, den Hauptteil und einen zusammenfassenden Schluss.
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