Tuberkulose – Definition
Tuberkulose (TB) ist eine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit mit einem chronischen Verlauf. In vielen Fällen kommt es trotz einer Übertragung nicht zu einem Ausbruch der Krankheit. Wenn sie ausbricht, sind meistens die Atemwege, insbesondere die Lunge befallen. Zu den ersten Beschwerden zählen dann vorwiegend Husten.
Tuberkulose wird auch als die “Weiße Pest” oder Schwindsucht bezeichnet.
Tuberkulose – Erreger
Bei den Erregern der Tuberkulose handelt es sich um Bakterien der Familie der Mycobacteriaceae mit dem Genus Mycobacterium. Sie sind stäbchenförmig, wachsen langsam und sind recht unbeweglich.
Die Spezies, welche die häufigsten Fälle von Tuberkulose bei Menschen verursacht ist, M. tuberculosis.
Zusätzlich können weitere Spezies der Mycobacteriaceae Tuberkulose beim Menschen verursachen. Zu diesen gehören:
- M. bovis
- M. caprae
- M. africanum
- M. pinnipedii
- M. mungi
- M. microti
- M. suricattae
- M. canetti
- M. orygis
Tuberkulose – Geschichte
Die ersten Beschreibungen einer Tuberkulose stammen von Hippokrates von ca. 460–370 v. Chr. Mindestens seitdem begleitet diese Infektionskrankheit die Menschheit immer mehr oder weniger ausgeprägt. Im 18. und 19. Jahrhundert kam es durch die industrielle Revolution zu einem starken Anstieg von Tuberkulosefällen, sodass Mitte des 19. Jahrhunderts jeder vierte Mann in Deutschland an Tuberkulose starb. Daraufhin wurde Tuberkulose auch als die “weiße Pest” bezeichnet.
In den Industriestaaten kamen mit dem Wohlstand bessere hygienische Bedingungen und mit dem Fortschritt in der Medizin immer mehr und bessere Behandlungsmöglichkeiten. Infolgedessen nahm die Sterblichkeit in diesen Staaten drastisch ab. Im restlichen Teil der Welt ist Tuberkulose dagegen bis heute weitverbreitet. Noch immer gehört sie zu den weltweit häufigsten Infektionskrankheiten und ist jährlich für mehr als eine Million Tote verantwortlich.
Tuberkulose – Krankheitsverlauf
Die Tuberkuloseerreger befallen am häufigsten die Lunge (Lungentuberkulose), können jedoch auch jedes andere Organ befallen.
Tuberkulose – Übertragung
In den meisten Fällen erfolgt eine Übertragung der Tuberkulose von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektionen. Allerdings ist auch eine Ansteckung mit den Mykobakterien über die Haut und über den Verdauungstrakt möglich.
Befällt die Tuberkulose nicht die Atemwege, sondern etwa Gelenke, die Lymphknoten oder die Knochen, dann ist sie meistens nicht ansteckend.
Tröpfcheninfektion
Die meisten Personen stecken sich mit Tuberkulose an, indem sie feine Tröpfchen (Aerosole) einatmen, die an Tuberkulose erkrankte Menschen ausatmen und vor allem aushusten und ausniesen. Diese Aerosole enthalten die Tuberkuloseerreger, welche dann über die Schleimhäute in den Organismus der gesunden Person gelangen. Ob es dann tatsächlich zu einer Ansteckung kommt, ist von unterschiedlichen Faktoren, etwa der Intensität des Kontakts zu der erkrankten Person und der Menge der eingeatmeten Erreger abhängig.
Tuberkulose ist nicht hochansteckend. Eine Ansteckung mit Tuberkulose ist weniger leicht als bei anderen Infektionskrankheiten, die über Aerosole übertragen werden, wie bei Covid-19 oder den Masern.
Infektion über die Verdauung
Neben der Mensch zu Mensch Übertragung von Tuberkulose kann auch eine Übertragung von Rindertuberkulose an den Menschen stattfinden. Dies geschieht zum Beispiel über den Konsum roher Milch von an Rindertuberkulose erkrankten Kühen. In Deutschland und insgesamt auch Mitteleuropa kommt Rindertuberkulose allerdings nur noch kaum vor.
Tuberkulose – Inkubationszeit und Ausbruch
Die Inkubationszeit von Tuberkulose beträgt meistens etwa sechs bis acht Wochen, erst dann kann eine Übertragung auch nachgewiesen werden.
Allerdings bedeutet eine Übertragung nicht zwangsläufig, dass die Krankheit auch tatsächlich ausbricht. Die körpereigene Abwehr kann die Erreger in vielen Fällen unschädlich machen. Nach einer Ansteckung kommt es nur bei etwa 5–10 % der Erwachsenen auch zu einem Ausbruch der Krankheit.
Von Menschen mit einem erhöhten Risiko, wie einer Abwehrschwäche oder auch kleine Kinder, erkranken nach einer Ansteckung zwischen 20 % und 40 %.
Bricht die Tuberkulose nicht aus, kann es dazu kommen, dass die Bakterien über Jahre hinweg im Körper bleiben. Ist dann das Immunsystem geschwächt, kann die Tuberkulose auch Jahre später noch ausbrechen.
Tuberkulose: offen oder geschlossen
Unterschieden werden kann in eine offene oder in eine geschlossene Tuberkulose.
Bei einer geschlossenen Tuberkulose ist der Tuberkulose-Herd in der Lunge abgeschlossen. Das bedeutet, die Tuberkulosebakterien können nicht über die Atemwege freigesetzt werden, sodass keine Ansteckungsgefahr für andere Personen besteht.
Bei einer offenen Tuberkulose ist der Tuberkulose-Herd in der Lunge nicht abgeschlossen und die Erreger können vorrangig über Husten und Niesen freigesetzt werden und andere Menschen anstecken.
Nehmen Personen mit einer offenen Tuberkulose wirksame Medikamente ein, dann sind sie meistens schon nach etwa 2–3 Woche nicht mehr ansteckend.
Tuberkulose – Tests zur Diagnose
Für die sichere Diagnose einer Tuberkulose wird meist auf unterschiedliche Untersuchungsverfahren bzw. Tests zurückgegriffen. Dazu zählen insbesondere:
- ein Röntgenbild der Lunge (häufig durch ein CT ergänzt)
- ein Bakteriennachweis im ausgehusteten Sekret
- ein Bluttest
- ein Antikörpertest auf der Haut
Auf einer Röntgenaufnahme der Lunge lassen sich mögliche Tuberkulose-Herde erkennen. Auch ermöglicht solch ein Röntgenbild die Ermittlung des Stadiums der Erkrankung.
Meldepflicht
Ärzte und Ärztinnen in Deutschland sind dazu verpflichtet, jeden Fall von Tuberkulose an das zuständige Gesundheitsamt zu melden. Dieses leitet dann, insbesondere bei einer ansteckenden Tuberkulose, nötige Schritte ein, um die Verbreitung dieser Infektionskrankheit möglichst zu verhindern.
Tuberkulose – Symptome
Zu den Symptomen einer Tuberkulose zählen insbesondere:
- Husten oder Hüsteln mit oder ohne Auswurf
- Abgeschlagenheit und Müdigkeit
- leichtes Fieber
- Nachtschweiß
- ungewollte Gewichtsabnahme
Häufig beginnen die Symptome einer Tuberkulose eher schleichend und sind nicht direkt eindeutig. Bleibt die Tuberkulose unbehandelt, verschlechtert sich der Zustand der Erkrankten meistens und etwa 7 von zehn erkrankten Personen sterben. Bei einer früh erkannten Tuberkulose und der richtigen Behandlung ist diese allerdings vollständig heilbar.
Tuberkulose Komplikationen
Vornehmlich bei Personen mit einem geschwächten Abwehrsystem kann es zu Komplikationen kommen. Dazu zählt vor allem die Ausbreitung der Tuberkulose auf weitere Organe, etwa das Gehirn, das Rückenmark oder die Nieren.
Ist nicht nur die Lunge schwer von der Tuberkulose befallen, sondern liegt auch eine Ausbreitung auf weitere Organe über das Blut vor, wird von einer Miliartuberkulose gesprochen.
Außerdem kann es zu einer Hirnhautentzündung (tuberkulöse Meningitis) kommen. Diese gilt als eine sehr schwerwiegende Komplikation einer Tuberkulose, die glücklicherweise nur sehr selten auftritt.
Tuberkulose – Behandlung
Wird eine Tuberkulose rechtzeitig erkannt, kann diese meistens sehr gut behandelt werden und heilt ohne Folgen aus.
Für die Therapie wird vor allem eine bestimmte Kombination verschiedener Antibiotika eingesetzt. Diese müssen von den Patient*innen über mehrere Monate eingenommen werden, damit die Krankheit vollständig geheilt werden kann.
Handelt es sich um eine offene, also sehr ansteckende, Tuberkulose, ist für die infizierte Person meist ein Krankenhausaufenthalt inklusive Isolierung die Folge.
Tuberkulose Resistenzen
Immer häufiger kommt es dazu, dass Tuberkulosebakterien Resistenzen gegenüber Antibiotika entwickeln, die Medikamente also wirkungslos sind. Diese resistenten Bakterien verursachen eine multiresistente Tuberkulose. Die Behandlung dieser ist sehr viel schwerer und langwieriger, sie dauert mindestens 20 Monate.
Zu der Entstehung von Resistenzen kommt es, wenn die Medikamente nicht richtig angewendet werden, etwa wenn die Patient*innen die verschriebenen Antibiotika nicht ausreichend lange oder unregelmäßig nehmen.
Tuberkulose – Risikofaktoren
Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind besonders gefährdet, sich mit Tuberkulose anzustecken. Zu ihnen zählen insbesondere:
- Säuglinge und Kinder
- Ältere Menschen
- Alkohol- oder Drogenabhängige Personen
- an HIV oder Aids erkrankte Personen
- Gefängnisinsassen
- mangel- oder unterernährte Menschen
- Diabetiker*innen
- Raucher*innen
- Obdach- und wohnungslose Menschen
- Menschen, die immunsuppressive Medikamente nehmen, also jene, die das Immunsystem unterdrücken (etwa bei rheumatoider Arthritis)
Bei Personen mit einem durchschnittlichen Gesundheitsstatus bricht Tuberkulose in lediglich etwa 5–10 % der Fälle aus.
Personen, die an HIV bzw. Aids erkrankt sind, haben ein besonderes hohes Risiko an Tuberkulose zu erkranken und auch daran zu sterben. Im Jahr 2016 war Tuberkulose für 40 % der Todesfälle von an Aids erkrankten Personen verantwortlich.
Tuberkulose – Impfung
In Deutschland wird die Impfung gegen Tuberkulose seit 1998 nicht mehr empfohlen. Das liegt daran, dass das Risiko sich in Deutschland mit einer Tuberkulose zu infizieren nur sehr gering ist. Gleichzeitig gilt der vorhandene Impfstoff als nicht effektiv genug und hat zum Teil starke Nebenwirkungen.
In Ländern, in denen noch immer ein hohes Risiko besteht, an Tuberkulose zu erkranken, wird der Impfstoff zum Teil noch genutzt.
Personen, die in Länder reisen möchten, in denen ein erhöhtes Risiko für eine Tuberkuloseinfektion besteht, müssen sich teilweise vorher gegen Tuberkulose impfen lassen.
Tuberkulose weltweit
Jedes Jahr erkranken mehr als 10 Millionen weltweit an einer aktiven Tuberkulose. 2020 verstarben 1,5 Millionen Menschen an dieser Infektionskrankheit. Nach Covid-19 ist Tuberkulose damit die zweittödlichste Infektionskrankheit der Welt. Weltweit gibt es aufgrund von Tuberkulose 15 Todesfälle pro 100.000 Einwohner*innen.
Tuberkulose zählt zu den weltweit zehn häufigsten Todesursachen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass etwa ein Viertel der Weltbevölkerung mit Tuberkulose infiziert ist. Davon haben allerdings nur ein geringer Anteil Symptome, sodass auch nur sehr wenige unwissentlich ansteckend sind. Dennoch sprechen Expert*innen von einer Tuberkulose-Epidemie.
Insbesondere acht Länder sind stark von Tuberkulose betroffen, dazu gehören:
- Indonesien
- China
- Indien
- Pakistan
- Philippinen
- Bangladesch
- Nigeria
In diesen acht Ländern leben etwa 65 % der weltweit an Tuberkulose erkrankten Personen.
Gerade in stark betroffenen Ländern sind flächendeckende Tests und Behandlungsmöglichkeiten notwendig, um sicherzustellen, dass die Epidemie sich nicht weiter ausbreitet.
Die immer häufiger vorkommenden Resistenzen der Bakterien gegenüber bedeutungsvollen Antibiotika stellen eine große Gefahr dar und machen den erzielten Fortschritt in den Behandlungsmöglichkeiten immer häufiger zunichte.
Tuberkulose in Deutschland
Aufgrund immer besserer Therapiemöglichkeiten und auch verbesserter Lebensumstände ging die Zahl der Tuberkulosefälle im Durchschnitt in den letzten Jahrzehnten immer weiter zurück. 2015 kam es erstmals zu einem Anstieg, was mit der immer älter werdenden Bevölkerung und auch Migrationsbewegungen zusammenhängt.
2020 wurden in Deutschland 4.127 Fälle von Tuberkulose registriert, 108 Menschen starben. Dies sind die niedrigsten Zahlen an Tuberkulosefällen in Deutschland seit 2001.
Tuberkulose und Corona
Im Zuge der Coronapandemie nahmen die gemeldeten Fälle von Tuberkulose weltweit ab. Allerdings stieg gleichzeitig die Zahl der Todesfälle von Tuberkulose. Zurückzuführen ist dies auf einen erschwerten Zugang zu Test-, Diagnose- und Therapiemöglichkeiten und das insbesondere in ärmeren Ländern. Zum Teil sind Meldesysteme für Tuberkulose gänzlich zusammengebrochen, die Kliniken waren überfüllt und es kam zu Lieferschwierigkeiten von den Medikamenten für Tuberkulose.
Während der letzten Jahre lag der Fokus weltweit auf dem Coronavirus. Die gesamte Situation einer weltweiten Pandemie und insbesondere die Lockdowns haben dramatische und sehr langwierige Folgen für die Bekämpfung anderer Krankheiten wie eben Tuberkulose, aber auch für Malaria und HIV/Aids.
Tuberkulose – Das Wichtigste
- Tuberkulose (TB) ist eine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit mit einem chronischen Verlauf. Meistens befallen die Bakterien die Lunge (Lungentuberkulose).
- Zu den ersten Anzeichen einer Tuberkulose zählt vor allem Husten. Weitere Symptome sind unter anderem:
- Abgeschlagenheit und Müdigkeit
- leichtes Fieber
- Nachtschweiß
- ungewollte Gewichtsabnahme
- Übertragen wird Tuberkulose überwiegend von Mensch zu Mensch über eine Tröpfcheninfektion.
- Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind besonders gefährdet, sich mit Tuberkulose anzustecken und auch daran zu sterben. Bei Personen mit einem durchschnittlichen Gesundheitsstatus bricht Tuberkulose in lediglich etwa 5–10 % der Fälle aus.
- Wird eine Tuberkulose rechtzeitig erkannt, kann sie meistens sehr gut behandelt werden und heilt ohne Folgen aus.
- Für die Behandlung wird in der Regel eine bestimmte Kombination verschiedener Antibiotika verschrieben. Diese müssen über mehrere Monate eingenommen werden, damit die Krankheit vollständig geheilt werden kann.
- Jedes Jahr erkranken mehr als 10 Millionen weltweit an einer aktiven Tuberkulose. 2020 verstarben 1,5 Millionen Menschen an Tuberkulose.
- Nach Covid-19 ist Tuberkulose die zweittödlichste Infektionskrankheit der Welt.
Nachweise
- rki.de: Tuberkulose. RKI Ratgeber. (25.06.2022)
- infektionsschutz.de: Tuberkulose. Informationen über Krankheitserreger beim Menschen. (25.06.2022)
- aerzte-ohne-grenzen.de: Tuberkulose. (25.06.2022)
- dzif.de: Tuberkulose. (25.06.2022)
- bmz.de: Bekämpfung der Tuberkulose. (25.06.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Tuberkulose
Was sind die Symptome von Tuberkulose?
Bei der Primärtuberkulose können Beschwerden wie Nachtschweiß, Fieber, Müdigkeit & Erschöpfung und Husten auftreten. Bei der offenen Tuberkulose können ebenfalls Symptome wie das Aushusten von Blut und Schleim Anzeichen auf die Erkrankung sein.
Ist Tuberkulose vollständig heilbar?
Tuberkulose ist eine Krankheit, die bei medikamentöser Einstellung vollständig heilbar ist. Gerade in Industrienationen wie Deutschland kann die Tuberkulose gut behandelt werden. Durch die Globalisierung ist jedoch auch ein Trend in Deutschland zu erkennen, dass resistentere Tuberkulosestämme in der Anzahl zunehmen. Das verlängert die Behandlungsdauer.
Wie stirbt man an Tuberkulose?
Die Tuberkulose kann grundsätzlich jedes Organ befallen. Bei der Tuberkulose-Form, die sich galoppierende Schwindsucht nennt, entzünden sich Lungenareale, und die betroffenen Stellen werden “verkäst” (bröckelig). Dabei sterben die Areale ab, und streuen in umliegendes Gewebe. Dieser Verlauf führt häufig zum Tod.
Wie bekommt man Tuberkulose?
Tuberkulose ist eine Krankheit, die durch das Mycobacterium ausgelöst wird. Menschen stecken sich beieinander über die Tröpfcheninfektion an. Ein Mensch kann jährlich etwa 10–15 weitere Menschen mit dem Bakterium anstecken. Ein Ausbruch der Krankheit kann auch trotz Ansteckung mit dem Bakterium ausbleiben.
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