Eigenschaften von Herpesviren
Ganz allgemein sind Herpesviren behüllte, doppelsträngige DNA-Viren.
Herpesviren Lebensdauer
Ohne Wirt weisen Herpesviren in der Umwelt eine geringe Lebensdauer auf. In der Regel überleben sie ohne Wirt nur maximal 48 Stunden. Sie besitzen also eine geringe Tenazität.
Von einer geringen Tenazität spricht man, wenn ein Krankheitserreger nicht widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse (z. B. hohe Temperaturen oder extreme pH-Werte) ist und durch Desinfektionsmittel leicht unschädlich gemacht werden kann.
Herpesviren Größe
Herpesviren sind neben den Pockenviren die größten Viren. Außerdem sind sie bekannt dafür, chronische, wiederkehrende Infektionen auszulösen.
Pockenviren können bis zu 400 Nanometer groß sein. Das ist im Vergleich zu den meisten Viren, die für den Menschen relevant sind, relativ groß. Denn in der Regel liegt der Durchmesser eines Viruspartikels zwischen 20 und 200 Nanometer. Mykoplasmen, die zu den kleinsten Bakterien zählen, weisen im Vergleich dazu eine Größe von ungefähr 500 Nanometer auf. Damit sind die kleinsten Bakterien in etwa so groß wie die Pockenviren.
Überblick über Herpesviren
Das Herpes-simplex-Virus Typ 1, welches verantwortlich für den lästigen Lippenherpes ist, gehört zu der Familie der Herpesviridae. Innerhalb dieser Familie gibt es mehrere Unterfamilien. Besonders relevant sind hierbei:
- die Alphaherpesvirinae
- die Betaherpesvirinae
- die Gammaherpesvirinae
Diese Subfamilien enthalten die Gattungen, welche eine Gefahr für den Menschen darstellen können. In den folgenden Abschnitten bekommst du einen kurzen Überblick über sie.
Alpha-Herpesviren
Die Alpha-Herpesviren können viele unterschiedliche Wirtszellen befallen, da sie ein sehr breites Wirtsspektrum aufweisen.
Mit dem Begriff Wirtsspektrum beschreibt man, wie viele verschiedene Spezies für ein Virus empfänglich sind. Viele Viren können nämlich gleich mehrere Spezies infizieren. Sie haben entsprechend ein breites Wirtsspektrum.
Umgekehrt gibt es aber auch Spezialisten unter den Viren. Sie haben sich auf eine eine Spezies (z. B. den Menschen) spezialisiert und sind so gut an diesen einen Wirt angepasst, dass sie in anderen Wirten nicht überleben können. Solche Viren haben ein enges Wirtsspektrum.
Außerdem können sich diese Herpesviren recht schnell ausbreiten. Sie sind für die meisten bekannten Herpeserkrankungen verantwortlich. Zu ihnen gehört auch das bereits angesprochene Herpes-simplex-Virus. Aber auch die Windpocken oder die Gürtelrose gehen auf das Konto von Alpha-Herpesviren.
Auch in der Tierwelt stellen die Alpha-Herpesviren eine große Gefahr dar. So lösen sie z. B. die Aujeszky-Krankheit der Schweine aus. Aber auch andere Tierarten wie Rinder oder Hunde sind empfänglich für dieses Virus. Die auch als Pseudotollwut bekannte Krankheit führt in der Regel zum Tod des Wirtes. Sie ist der Grund dafür, warum Hunde kein rohes Schweinefleisch essen sollten.
Beispiel zu Alpha-Herpesviren
Spricht man im Alltag über Herpes, so ist in der Regel in die Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 (kurz HSV-1) gemeint.
Übertragen wird HSV-1 durch engen körperlichen Kontakt, zum Beispiel beim Küssen. Besonders ansteckend ist Herpes dann, wenn Bläschen vorhanden sind. In dieser Zeit ist auch der Speichel der Betroffenen infektiös. Meistens ist diese kritische Phase aber bereits nach ungefähr zwei Wochen überwunden, ohne das eine Behandlung notwendig ist. In schweren Fällen können unterstützend spezielle Medikamente, sogenannte Virostatika, eingesetzt werden.
Neben der lästigen Optik und der schmerzhaften Bläschen an der Lippe, ist die Infektion durch HSV-1 in der Regel also unbedenklich. Für Individuen mit geschwächtem Immunsystem kann die Infektion aber problematisch werden, wenn sich das Virus in anderen Organen festsetzt und diese schädigt.
So kann es beispielsweise zu einer Entzündung des Gehirns führen. Diese äußert sich z. B. durch Fieber, Kopfschmerzen und Bewusstseinstrübung und kann einen lebensbedrohlichen Verlauf annehmen.
Humane Herpesviren können auch vom Menschen auf Tiere übertragen werden und dort teilweise tödliche Infektionen auslösen. Wenn du also das nächste Mal ein Fieberbläschen durch Herpes hast, küsse oder schmuse nicht mit deinem Hamster oder Kaninchen. Eine Übertragung dieser Infektion könnte das Todesurteil für dein Haustier bedeuten.
Beta-Herpesviren
Die Betaherpesviren können hingegen nur bestimmte Zellen infizieren und vermehren sich auch nur sehr langsam.
Ein wichtiger Vertreter der Beta-Herpesviren ist das Zytomegalievirus (kurz CMV). Die von CMV infizierten Zellen sind häufig um einiges größer als nicht infizierte Zellen. Sie können beim Menschen die Infektionskrankheit Zytomegalie auslösen, die vor allem für immungeschwächte Personen ein hohes Risiko darstellt. Diese Erkrankung ist oft ursächlich für geistige Behinderung im Kindesalter.
Gamma-Herpesviren
Die Gamma-Herpesviren weisen ein sehr enges Wirtspektrum auf. Außerdem gelten Vertreter dieser Unterfamilie, wie das Epstein-Barr-Virus, als lymphotrop. Das bedeutet, dass sie eine besondere Vorliebe für Lymphozyten aufweisen. An diese haben sie sich angepasst und fühlen sie sich dort deswegen am wohlsten.
Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen und spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr.
Der berühmteste Vertreter in der Menschenwelt ist wohl das Epstein-Barr-Virus, das für das Pfeiffer’sche-Drüsenfieber (auch bekannt als infektiöse Mononukleose) verantwortlich ist.
Herpesviren Krankheiten
Wie du bereits bemerkt hast, ist die Familie der Herpesviridae sehr umfangreich und die verschiedenen Viren können eine Vielzahl unterschiedlicher Krankheiten auslösen. Die wichtigsten durch Herpesviren verursachten Erkrankungen findest du nochmal zusammengefasst in dieser Tabelle:
Virus | Krankheit |
Herpes-simplex-Virus | Lippen- und Genitalherpes |
Varicella-Zoster-Virus | Windpocken, Gürtelrose |
Zytomegalievirus | Zytomegalie |
Humanes Herpesvirus Typ 6B | Drei-Tage-Fieber |
Epstein-Barr-Virus | Pfeiffersches Drüsenfieber |
Herpesviren Verbreitung
Allgemein findet man Herpesviren weltweit. Sie gehören zu den am weitesten verbreiteten Erregern von Infektionskrankheiten in der Bevölkerung. So geht man beispielsweise davon aus, dass allein in Deutschland über 90 % aller Erwachsenen mit dem Herpes-simplex-Virus infiziert sind. Auch beim Epstein-Barr-Virus geht man davon aus, dass ca. 90 % der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens Träger des Virus werden. Es kommt jedoch nicht in allen Fällen zum Ausbruch einer Krankheit.
Aufbau der Herpesviren
Im Folgenden lernst du den Aufbau eines Herpesviruspartikels kennen. Ganz außen besitzt das Virus eine lipidhaltige Hülle. Auf dieser Hülle finden sich spezifische Strukturen (Glykoproteine), die wichtig für die Bindung und das Eindringen in die Wirtszelle sind.
Im Inneren befindet sich die Virus-DNA, eingepackt in das sogenannte Kapsid. Es besteht aus mehreren Proteinen, die man als Kapsomere bezeichnet. Zwischen dem Kapsid und der lipidhaltigen Hülle befindet sich eine proteinhaltige Matrix, das Tegument.
Herpesviren im Körper
Im Wesentlichen sind Herpesviren kleine Partikel aus Erbinformation und Proteinen. Wie alle Viren können sie sich im Gegensatz zu Bakterien nicht selbstständig vermehren und sind daher für ihr Fortbestehen auf eine Wirtszelle angewiesen. Im Folgenden lernst du, wie eine Herpesvirusinfektion im Körper abläuft.
1. Initiation
Um sich zu vermehren, muss das Virus zunächst irgendwie in sein Opfer gelangen. Dafür bindet es mithilfe seiner spezifischen Oberflächenstrukturen an die Rezeptoren der Wirtszelle. Diesen Prozess nennt man Attachement.
Infolgedessen fusioniert das Virion mit der Wirtszelle. Bei dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 sind hierbei in der Regel zunächst Haut- und Schleimhautzellen betroffen.
Unter einer Fusion versteht man in der Biologie, dass die Zellmembranen zweier verschiedener Zellen miteinander verschmelzen. Dadurch werden zwei Zellen zu einer.
Auf diese Weise kann das Virus nun also in die Wirtszelle eindringen. Man spricht hierbei auch von Penetration.
In der Zelle verliert das Virus sein Tegument und wandert Richtung Zellkern. Das Virus besitzt nun weder Hülle, noch Tegument. Es wirft sozusagen nach dem Eintritt in die Zelle seinen "Mantel" ab, weshalb man diesen Prozess auch als Uncoating bezeichnet.
2. Replikation
Am Zellkern angekommen, injiziert das Herpesvirus sein Erbgut in den Zellkern der Wirtszelle. Dafür öffnet es einen Teil seines Kapsids und drückt seine DNA durch eine Pore in den Zellkern. Im Zellkern liegt die DNA nun also episomal in zirkulärer Form vor.
Episomal bedeutet, dass das Erbgut nicht in die Wirts-DNA eingebaut wird. Stattdessen befindet es sich frei im Zellkern (wie in diesem Fall) oder Zytoplasma.
Jetzt kann anhand der viralen DNA die entsprechende mRNA hergestellt werden. Diesen Schritt nennt man Transkription. Die hierbei entstehende mRNA dient dann als Bauanleitung für virale Proteine. Die Zelle stellt nun zum einen Proteine her, die das Virus für die Replikation benötigt. Dazu zählt beispielsweise die DNA-Polymerase.
Zum anderen werden auch Proteine gebildet, welche als Bauteile für die neu gebildeten Virionen dienen. Solche Proteine bezeichnet man als Strukturproteine. Wenn dem Virus nun alle für die Replikation benötigten Komponenten zur Verfügung stehen, kann die Vermehrung des viralen Erbgutes beginnen.
Viren verwenden zur Vermehrung die Replikationsmaschinerie der Wirtszelle. Herpesviren nutzen als Speichermedium für ihre Erbinformation wie ihre Wirtszellen auch DNA. Daher läuft ihre Replikation in ihren Grundzügen ganz ähnlich ab wie die Replikation der DNA eukaryotischer Zellen, die du vielleicht schon aus dem Biologieunterricht kennst. Wenn du dir beim Thema Replikation unsicher bist, lies dir gerne die Erklärung hierzu durch. Auch ein Basiswissen zu den Themen Transkription und Translation kannst du dir mithilfe der StudySmarter Erklärung verschaffen.
3. Ausschleusung
Wenn die Synthese der Proteine und die Replikation des Erbguts abgeschlossen ist, können sich die neuen Viruspartikel zusammen setzen. Das bezeichnet man auch als Assembly. Danach können sie zur Zelloberfläche wandern, wo sie schließlich freigesetzt werden.
Nach der Freisetzung der Virionen stirbt die Wirtszelle. Dabei löst sich ihre Zellmembran auf. Diesen Prozess bezeichnet man als Zelllyse. Entsprechend nennt man diese Art der Infektion den lytischen Zyklus.
Latente Infektion
Neben diesem lytischen Zyklus haben Herpesviren wie das Hepes-simplex-Virus Typ 1 aber noch ein Ass im Ärmel. Denn sie sind auch in der Lage dazu, eine latente Infektion auszulösen.
Unter einer latenten Infektion versteht man eine Infektion, bei der keine Symptome auftreten. Zwischen Wirt und Virus herrscht sozusagen Waffenstillstand, obwohl sich der Erreger weiterhin im Wirt befindet. Das Virus ist in diesem Stadium auch nicht nachweisbar.
Herpesviren haben im Laufe ihrer Evolution einen kleinen Trick entwickelt, wie sie unserem Immunsystem dauerhaft entwischen können. Wenn ihnen das Immunsystem auf die Pelle rückt, ziehen sie sich in unsere Nervenganglien zurück. Dazu entlassen sie ihr Erbgut in Neuronen, wo es in einer Art Standby-Zustand über Jahre verharren kann.
Während einer solchen latenten Infektion findet keine Vermehrung statt und es werden keine infektiösen Viruspartikel oder sonstigen Antigene produziert, die der Körper potentiell als fremd erkennen könnte. Das Virus sitzt einfach da und wartet ganz still auf den richtigen Moment. Da das Immunsystem das Virus nicht eliminieren kann, sind ist der betroffene Organismus bis an sein Lebensende latent infiziert.
Haben wir viel Stress oder ist unser Immunsystem durch andere Infektionen gerade geschwächt, sieht das Herpesvirus seine Chance. Es beginnt wieder damit, sich zu vermehren. Fieberbläschen ahoi – und das ein Leben lang.
Insbesondere das Herpes-simplex-Virus Typ 1 war mit dieser Strategie sehr erfolgreich und konnte sich in der Bevölkerung stark verbreiten. So sind Schätzungen zufolge etwa zwei Drittel aller Menschen mit diesem Virus infiziert.
Herpes Symptome
Wie du bereits weißt, umfasst die Familie der Herpesviridae viele verschiedene Virusarten. Entsprechend variieren auch die Symptome, die durch das jeweilige Virus hervorgerufen werden können. Allgemeine Symptome, die durch die meisten Vertreter dieser Virusfamilie hervorgerufen werden können, sind:
- Kopfschmerzen
- Abgeschlagenheit
- Fieber
- und eine Schwellung der Lymphknoten
Bei Herpes-simplex-Infektionen zählen außerdem die bereits erwähnten Bläschen im Lippen- oder Genitalbereich zu den wichtigsten Symptomen. Aber auch andere Herpesvirusinfektionen zeigen sich äußerlich. So kann beispielweise auch das Pfeiffersche Drüsenfieber mit einem Hautausschlag einhergehen und das Varizella-Zoster-Virus (Humanes-Herpesvirus-3) kann in einigen Fällen die Erkrankung Gürtelrose hervorrufen.
Herpesviren - Das Wichtigste
- Herpesviren sind große, behüllte DNA-Viren, die nicht lange in der Umwelt überleben können
- Herpesviren sind neben Lippenherpes auch verantwortlich für das Pfeiffersche Drüsenfieber oder die Zytomegalie
- Sie sind bekannt dafür latente Infektionen auszulösen, indem sie sich in Nervenganglien zurückziehen
- Ist das Immunsystem des Körpers durch andere Erkrankungen, Stress oder Überbelastung geschwächt, kann das Herpesvirus dies nutzen und erneut ausbrechen
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Herpesviren
Wie kommt es zu Herpes?
Herpes wird ausgelöst durch Herpesviren. Für Lippenherpes ist in der Regel das Herpes-simplex-Virus Typ 1 verantwortlich.
Wie lange sind Herpesviren im Speichel?
Das höchste Ansteckungsrisiko besteht bei dann, wenn ein Herpesausbruch vorliegt. Kommt es im Rahmen eines Herpes-simplex-Ausbruchs zur Bildung von Bläschen, so ist auch der Speichel infektiös. Dieser Zustand hält in der Regel ungefähr zwei Wochen an.
Wie lange ist ein Herpes ansteckend?
Herpes ist grundsätzlich solange ansteckend, wie Viren ausgeschieden werden. Ein Indikator hierfür sind aktive Lippenbläschen. Diese halten normalerweise ungefähr zwei Wochen an.
Was ist schlimm an Herpes?
In den meisten Fällen ist Herpes zwar lästig, aber harmlos. Bei immunsupprimierten Individuen kann es aber auch zu schweren Krankheitsverläufen kommen. Durch Herpesviren verursachte Entzündungen des Gehirns können sogar lebensbedrohlich sein.
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