Ableismus: Definition, Bedeutung und Beispiele

Ableismus bezeichnet die Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen oder chronischen Erkrankungen. Neben abwertenden Verhaltensweisen können selbst vermeintlich harmlose oder gut gemeinte Gesten und Äußerungen bei Betroffenen Schaden anrichten. In diesem Artikel geht es deshalb darum, was Ableismus eigentlich ist und welche Arten von Ableismus es gibt. Außerdem gehen wir darauf ein, wie sich Ableismus in unserer Sprache und Taten äußert und was du dagegen tun kannst.

Ableismus: Definition, Bedeutung & Beispiele

Was ist Ableismus – Definition

 

Ableismus ist ein vom englischen Wort „ableism“ abgeleiteter Fachbegriff, der aus der US-amerikanischen Behindertenbewegung bzw. den Disability Studies stammt. Das Wort setzt sich aus „to be able“ (= fähig sein) und der Endung „-ismus“, zusammen. Die Endung „-ismus“ signalisiert immer eine grundlegende Haltung zu etwas (Beispiel: Rassimus).

Der Duden definiert Ableismus folgendermaßen:

Abwertung, Diskriminierung, Marginalisierung von Menschen mit Behinderung oder chronisch Kranken aufgrund ihrer Fähigkeiten.

Somit beschreibt Ableismus die Abwertung von Menschen mit Behinderung und chronisch Kranken, indem sie anhand bestimmter Fähigkeiten bewertet, und dann auf ihre psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen reduziert werden. Die Folgen sind ungerechtfertigte Diskriminierung, Ausgrenzung, Grenzüberschreitungen und stereotype Zuweisungen. Ableismus kann aber auch in aufwertender Form stattfinden – darauf gehen wir im Kapitel „Ableismus Beispiele im Alltag“ näher ein.

➡️ Die radikalste Form war die Euthanasie im Dritten Reich, bei der Menschen mit Behinderungen systematisch ermordet wurden.

 

Aussprache

 

Ableismus sprichst du ähnlich wie im Englischen aus, also: Äi-be-lis-mus [ɛɪ̯bəˈlɪsmʊs]. Du kannst dir die Aussprache auch hier anhören.

 

Ableismus Sprache

 

Ableismus findet sich, neben Taten und Verhaltensweisen, auch in unserer Sprache wieder: Viele Begriffe und Formulierungen, die wir im Alltag und in der Regel ohne Hintergedanken verwenden, diskriminieren Menschen mit Behinderung.

Beispiele:

  • Metaphern: Sagen jemand sei „emotional verstümmelt“.
  • Witze: Jemanden als „hysterisch“ lustig bezeichnen.
  • Euphemismen: Jemand habe “besondere Bedürfnisse“.

Auch Begriffe mit dem Ziel jemanden aufgrund von Intelligenz abzuwerten, wie zum Beispiel „doof“, „Idiot“, „Trottel“, „Psycho“, „Spinner“ sind Beispiele für ableistische Sprache. Hier geht es nämlich selten tatsächlich um die geistigen Fähigkeiten von jemandem, sondern um ein bestimmtes Verhalten was möglicherweise rücksichtslos, gemein oder einfach nicht in Ordnung war. Oder es handelt sich um einen Standpunkt, den man selbst nicht vertritt. Das gleiche gilt für Wörter die auf körperliche Aspekte bezogen sind.

Die Verwendung von ableistischer Sprache ist, bis zu einem gewissen Grad, menschlich. Wenn du dir aber der Bedeutung von manchen Worten bewusst wirst, solltest du versuchen, sie nicht mehr zu verwenden. Weise auch andere darauf hin, wenn sie solche Audrücke verwenden und welche Auswirkungen es für die betroffenen Personen haben kann (siehe nächster Abschnitt).

➡️ Tipp: Hier findest du verschiedene Leitfäden und Ratgeber zu Begriffen und allgemein der angemessenen Sprache über Behinderungen.

 

Internalisierter Ableismus – Bedeutung

 

Wenn Menschen mit Behinderung oder einer chronischen Krankheit ständig mit der Bewertung ihrer (Un-)Fähigkeiten von außen konfrontiert sind, kann das dazu führen, dass die Betroffenen selbst irgendwann beginnen, ihre Fähigkeiten in Frage zu stellen. Das ist internalisierter Ableismus. Internalisierter Ableismus kann sich zum Beispiel so äußern:

  • Leistungsdruck
  • Scham
  • Schuldgefühle
  • Selbstzweifel
  • Gefühl der Ausgrenzung

 

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Beispiele im Alltag

 

Menschen mit Behinderung und chronischer Krankheit, treffen im Alltag leider häufig auf Ableismus und das in verschiedensten Formen und Situationen. Typische Beispiele sind folgende:

  • Aufgezwungene Hilfe
  • Behinderung wird als Ärgernis oder Hindernis gesehen
  • Infragestellung der Behinderung

 

Struktureller Ableismus

 

Strukturellem Ableismus begegnen Menschen mit Behinderung und chronischer Krankheit ebenfalls im Alltag, oft in Form von strukturellen Barrieren. Ein Beispiel wäre, dass man mit einer Behinderung immer damit rechnen muss, eine Ausnahme darzustellen. Man kann nicht davon ausgehen, dass öffentliche Gebäude geeignete Eingänge haben oder zum Beispiel Übersetzungen in Gebärdensprache gegeben sind.

Strukturelle Barrieren treten, zum Beispiel, in folgenden Bereichen auf:

  • Bildung
  • Arbeitsmarkt
  • Medien
  • Kommunikation
  • Öffentliche Räume und Personenverkehr
  • Politik
  • Gesundheitswesen
  • usw.

➡️ Weitere Beispiele und Erfahrungsberichte für Ableismus findest du hier.

 

Abwertender Ableismus

 

Abwertender Ableismus heißt, dass Menschen aufgrund von einer Behinderung oder chronischen Erkrankungen schlechter als andere behandelt werden. Die betroffenen Personen werden dadurch also abgewertet.

 

Beispiele:

  • Eine Person im Rollstuhl braucht für irgendeine Tätigkeit länger (Einkaufen, in den Zug einsteigen etc.) und das Umfeld reagiert darauf genervt.
  • Missgunst für Behindertenparkplätze, Schwerbehindertenausweise oder zusätzliche Urlaubstage.

 

Aufwertender Ableismus

 

Was man vielleicht gar nicht vermuten würde ist, dass sich Ableismus auch in Form einer (vermeintlichen) Aufwertung einer Person mit Behinderung äußern kann. Aufwertender Ableismus bedeutet, dass der Person gesagt wird, wie toll es ist, dass sie „trotz der Behinderung“ zu etwas fähig ist.

 

Beispiele:

  • Aussagen wie „Das ist aber super, dass du trotz deiner Krankheit/Behinderung einen normalen Beruf hast.“
  • Anerkennung dafür, dass man „trotzdem rausgeht“ oder „auch dabei ist“ etc.
  • Menschen bei völlig alltäglichen Dingen eine besondere „Lebensfreude“ oder „Lebensmut“ zuschreiben.

 

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Ableismus vermeiden – Tipps

Es gibt vieles das du dagegen tun kannst. Im Folgenden geben wir dir einige konkrete Tipps:

  1. Werde dir bewusst, wann und wie du dich (möglicherweise) ableistisch verhalten hast. Versuche dich dazu gezielt mit den Perspektiven von Menschen mit Behinderung und chronischen Krankheiten auseinanderzusetzen.
  2. Verstehe, dass eine Behinderung oder Krankheit das Leben eines Menschen nicht in irgendeiner Weise „tragischer“, „inspirierender“ oder „mitleidserregender“ macht.
  3. Respektiere und würdige die individuellen Erfahrungen und Fähigkeiten der Menschen.
  4. Ziehe keine voreiligen Rückschlüssen darüber, wie sich die Personen fühlen könnten.
  5. Bilde dich weiter und lerne – es gibt unzählige Ressourcen (Podcasts, Bücher, Dokumentationen, Vorträge, soziale Medien etc.).
  6. Sprich die Ungleichbehandlung von Menschen mit Behinderung und chronischen Krankheiten an, wenn du sie mitbekommst.
  7. Kläre dein Umfeld darüber auf, was Ableismus ist, welche Folgen er hat und wie man ihn vermeidet.

Ableismus: Häufige Fragen und Antworten

Was versteht man unter Ableismus?

Ableismus ist ein vom englischen Wort "ableism" abgeleiteter Fachbegriff, der aus der US-amerikanischen Behindertenbewegung bzw. den Disability Studies stammt. Das Wort setzt sich aus „to be able“ (= fähig sein) und der Endung „-ismus“, zusammen. Die Endung „-ismus“ signalisiert immer eine grundlegende Haltung zu etwas.

Wie äußert sich Ableismus?

Ableismus bedeutet die Abwertung von Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten, indem sie anhand bestimmter Fähigkeiten bewertet, und dann auf ihre psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen reduziert werden. Die Folgen sind ungerechtfertigte Diskriminierung, Grenzüberschreitungen und stereotype Zuweisungen. Ableismus kann aber auch in aufwertender Form stattfinden.

Was sind Beispiele für ableistische Sprache?

Typische Beispiele für ableistische Sprache sind folgende Begriffe: "doof", "Idiot", "Trottel", "Psycho", "Spinner". Auch Aussagen wie jemand sei "emotional verstümmelt" oder habe “besondere Bedürfnisse“ sind Beispiele für ableistische Sprache.